Plätze für die Seele

Welcher Ort für jemanden zum „Soul Place“ wird, ist natürlich ganz individuell. Der eine braucht tiefe Stille oder fröhliche Lebendigkeit, der andere beeindruckende Architektur oder großartige Natur. Der Verlag Reise Know How hat sich das zum Prinzip für seine Reiseführer gemacht. In diesem gibt der Autor Dr. Andreas Drouve, gelernter Germanist, Hispanist und Völkerkundler, seine spanischen Seelenplätze preis – achtzig an der Zahl.Dazu gehören so bekannte wie La Seu, die Kathedrale in Palma de Mallorca, oder Ronda, die kleine Stadt mit dem großen Canyon, aber auch einsame Buchten im Naturpark Cabo de Gata-Nijar oder der Friedhof von Alcoi. Jedem Platz ist eine Doppelseite gewidmet mit Fotos, ausführlicher Beschreibung und Begründung, warum es ein Soul Place ist, und außerdem hilfreichen Adressen, Webseiten und Terminen. In einer Übersichtskarte sind alle „Soul Places“ eingezeichnet – man muss also nur noch hinfahren.

Andreas Drouve: Soul Places Spanien– Die Seele Spaniens spüren. 192 S., Reise Know How, 20 Euro. Foto: Reise Know How


 

Was für Frauen!

Der Tod der jungen Iranerin Jina Mahsa Amini am 16. September 2022 im Gewahrsam der Sittenpolizei hat weltweit heftige Reaktionen ausgelöst. Unter dem Motto „Frau, Leben, Freiheit“ gab es überall Demonstrationen gegen das iranische Regime. Auch hier in Deutschland. 
Die in Berlin lebende iranische Modemacherin Leyla Piedayesh traf auf den Demos viele starke Iranerinnen, die sich vernetzen und etwas tun wollten, um die kämpfenden Frauen im Iran zu unterstützen. So entstand dieses Buch, für das Porträts von 18 in Deutschland lebenden Frauen mit iranischen Wurzeln (und einer mit kurdischen Wurzeln) zusammen getragen wurden. Die Autorin Stefanie von Wietersheim hat die Frauen interviewt und beschreibt ausführlich ihren Werdegang, ihre politischen Ansichten, ihr heutiges Leben und ihre Hoffnungen für den Iran. Die Fotografin Neda Rajabi, die auch porträtiert wird, hat einfühlsame Fotos der Frauen und ihrer privaten Lebenswelten beigesteuert.
Jedes Porträt ist angereichert mit einer Playlist der gegenwärtigen Lieblingssongs, mit einem Rezept für eine persische Spezialität und einigen Fragen, die jede der Frauen beantwortet hat.
Mit dabei sind bekannte Frauen wie die Schauspielerin Jasmin Tabatabai und die Frankfurter Bürgermeisterin Nargess Eskandari-Grünberg, die Journalistinnen Natalie Amiri, Shila Behjat und Sharazad Eden Osterer und auch zwei Physikerinnen, die jetzt ein Food Lab betreiben, die Zwillinge Sahar und Forough Sodoudi.
Die anrührenden Geschichten über diese phantastischen Frauen sind außerordentlich lesenswert, sie machen Mut und Hoffnung auf eine Reise in das wunderbare Persien – irgendwann ohne Ajatollahs.

Leyla Piedayesh, Stefanie von Wietersheim: Irans Töchter. 272 S., Callwey 29,95 Euro 
Foto: Callwey

 


Echt unterirdisch!

Ganz schön was los unter der Erde. Rund um den Globus hat die Natur dort im Laufe von Jahrmillionen höchst bemerkenswerte Kreationen hervorgebracht: Höhlen, Vulkane oder Grotten. Und seit etlichen Jahren hat sich auch der Mensch unterirdisch zu schaffen gemacht, hat prunkvolle Gräber errichtet, Tunnel gebaut und prächtige U-Bahnstationen. 17 solcher spektakulären Orte stellen der Journalist Volker Mehnert und die Grafikerin Claudia Lieb in diesem großformatigen Bilderbuch vor – eine spannende, faktenreiche Reise durch Kontinente und über Meere, von Island (Vulkan) über Ägypten (Königsgräber) bis nach Neuseeland (Glühwürmchengrotte). Schade nur, das jedes Ziel mit einer Doppelseite auskommen muss, und manche Details hätte man auch gern fotografiert statt gezeichnet gesehen. Bei dem 18. Ort allerdings, den das Duo mit aufgenommen hat, blieb ihm nichts anderes übrig: Von der Hölle sind bislang keine Fotos aufgetaucht. PM

Volker Mehnert/Claudia Lieb: Unterirdische Wunderwelten 40 S., Gerstenberg 28 Euro.
Foto: Gerstenberg