Lebensgeschichten

Der Architekt und Designer Matteo Thun, geboren 1952 in Südtirol, ist sicher einer der Vielseitigsten seiner Zunft. Er hat nicht nur 1981 die epochemachende Gruppe Memphis mit Ettore Sottsass zusammen gegründet und war Professor an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien, er entwarf u.a. auch mit seinem eigenen Büro Uhren für Swatch und Vasen für Tiffany, baute ein Hotel in Venedig und eines in Hamburg.
Kein Wunder, dass ihn eine normale Biografie nicht interessierte – lieber erzählte er der Autorin Sherin Kneifl 72 Geschichten aus seinem Leben. So erfährt man in ihrem gemeinsamen Buch auch Privates über seine Kindheit in einem Schloss bei Bozen, wo im Winter aus Kostengründen nur zwei Zimmer geheizt wurden, über eine seiner Großtanten, die mit Max Ernst und Picasso befreundet war, oder über Karl Lagerfeld, der alle seine ersten Entwürfe für Memphis auf einmal kaufte. Sehr hübsch auch die Anekdote mit Keith Haring, der Thun in Mailand besuchte, bevor er so richtig berühmt wurde und in Thuns Lieblingslokal einen weißen Pasta-Teller mit Filzstift bemalte. Die Chefin Maria schimpfte, Matteo Thun empfahl ihr, das Geschirr aufzuheben. Heute ist es 20 000 Dollar wert.
So kurzweilig geht es weiter, und so ist auf knapp 200 Seiten ein wunderbares, interessantes, fröhliches Buch über ein außergewöhnliches Leben entstanden.

 

Sherin Kneifl: Matteo Thun – Stories 184 S., Callwey, 29,95 Euro. Foto: Callwey


 

Gut erkannt

Wir Menschen haben uns nicht zuletzt dadurch weiter entwickelt, weil irgendeiner eine Idee hatte, daraus eine Theorie formte und diese mit Experimenten veri- oder falsifizierte. Aber was ist überhaupt ein Experiment? Wie zum Beispiel bestimmte ein gewisser Eratosthenes im 3. Jahrhundert v.Chr. den Erdumfang? Und was bedeutete die Erfindung des Mikroskops im 17. Jahrhundert für die damalige Sicht auf verschiedenste Lebewesen?
Mit diesen Fragen beschäftigt sich das Buch des britischen Chemikers und Physikers Philip Ball. In sechs Kapiteln geht er u.a. den Fragen nach, wie die Welt funktioniert, was Licht ist und was das Leben. Insgesamt sechzig wegweisende Experimente quer durch die Geschichte der Naturwissenschaften beschreibt der Autor; jedes Kapitel ist angereichert mit Kurzbiografien der wichtigsten Wissenschaftler – darunter Galileo Galilei, Leon Foucoult, Marie Curie, Gregor Mendel, Albert Einstein. Spannend und absolut lesenswert.

Philip Ball: Experimente – Versuch und Irrtum in der Wissenschaft. 240 S., Haupt Verlag, 38 Euro.


 

Was für eine Gewimmel!

Falls Ihr Kind oder Ihr Enkel gerade sprechen lernt – also etwa drei Jahre alt ist -, dann ist dieses Buch eine wunderbare Hilfe. Die Wimmelbuch-Spezialistin Rotraut Susanne Berner hat herrliche Tag- und Nacht-Szenen in jeder Jahreszeit gezeichnet und wichtige Details aus jedem Bild darunter angeordnet und benannt. So kann das Kind die Objekte suchen und nebenher auch gleich das Schriftbild des Objekts kennenlernen. Und das funktioniert so gut, dass auch Deutsch lernende Menschen jeden Alters das Buch mit Gewinn lesen können.

Rotraut Susanne Berner: Das große Wörter-Wimmelbuch. 80 S., Gerstenberg 16 Euro

 


 

Was krabbelt denn da?

Sie fliegen, krabbeln, hüpfen und leben überall und sind damit die größte Tiergruppe weltweit geworden: die Insekten. In ihrem Büchlein hat die Illustratorin Nina Chakrabarti  Libellen und Bienen, Schmetterlinge, Käfer und viele andere gezeichnet und in kleinen Texten viel Wissenswertes über diese faszinierenden Tiere zusammen getragen. Zusätzlich erklärt sie, wie man etwa ein Insektenhotel ganz einfach selbst bauen kann. Empfohlen ist das hübsche Buch für kleine Menschen ab sechs – aber auch größere werden ihre Freude daran haben.

Nina Chakrbarti: Hallo Insekten – Ein kleiner Naturführer, 48 S., Laurence King Verlag 10,90 Euro. Ab 6 Jahren.