Das Huhn hat viel zu tun
Städter haben ja eher weniger Kontakt zu lebendigen Hühnern und wissen deshalb selten, dass Hühner sich gegenseitig erkennen und ihre Küken angeblich bis 5 zählen können. Das Federvieh ist nämlich überhaupt nicht dumm. Seine Gehirne ähneln den unseren.
Für Menschen ab acht haben jetzt die Autorin Evelien De Vlieger und der Zeichner Jan Hamstra dieses wunderbare Buch zusammengestellt. In farbenfrohen Bildern erzählen die beiden von der Herkunft des Huhns, der verzweigten Familie überall auf der Welt, von den verschiedenen Federn, Kämmen und Hauben, von ihrer bevorzugten Nahrung und den vielen verschiedenen Rassen. Aber damit nicht genug: Wussten Sie zum Beispiel, dass der Hahn im Islam das heiligste Tier ist? Und dass jedes Huhn zwischen Tock! und Piep! ganz unterschiedliche Laute von sich gibt. Man erfährt sogar, dass im Vatikan keine Hühner leben (er ist zu klein) und dass sie in der Antarktis verboten sind, denn die möglicherweise eingeschleppte Vogelgrippe würde die Pinguine gefährden.
Evelien de Vlieger, Jan Hamstra: Das große Buch der Hühner , Gerstenberg Verlag, Großformat, ab 8 Jahre, 48 S., 28 Euro
Unsentimentaler Blick zurück
Sieht man diesen Fotos an, dass hier ein Staat besichtigt wird, den es schon wenige Jahre später nicht mehr geben sollte? In den Achtzigerjahren war der gebürtige Libanese Mahmoud Dabdoub mit seiner Kamera in der DDR unterwegs, vor allem in Leipzig, und am meisten interessierten ihn die Menschen, die er auf den Straßen traf. In diesem großformatigen Bildband kann man sie nochmal betrachten: Bürger einer inzwischen verschwundenen Welt, die sich mit dem real existierenden Sozialismus und seinem kargen Wohlstand arrangiert hatten. “Friedlich” fand der aus einem Bürgerkrieg-Land kommende Dabdoub die DDR – seine ebenso unpathetischen wie einfühlsamen Schwarzweißbilder dokumentieren einen Alltag, der in seiner grauen Eintönigkeit bis heute zum Hinschauen auffordert.
Mahmoud Dabdoub: Alltag in der DDR. 160 S. Passage Verlag. 24,50 Euro