Verrückte LIebe Warum eigentlich hat dieser Katalog zu einer aktuellen Ausstellung im Frankfurter Städel einen englischen Titel, erzählt er doch, laut Untertitel, die „Geschichte einer deutschen Liebe“? Und die war – die Autoren schildern sie mit eindrucksvoller Detailfreude – durchaus leidenschaftlich. Nach eher stockendem Beginn entdeckten die Deutschen rasch ihr Herz für den (vermeintlich) verrückten Mal-Revoluzzer Vincent van Gogh, der von dem einflußreichen Kunstkritiker Julius Meier-Graefe zum „Christus der modernen Kunst“ ernannt und von etlichen Galeristen geschickt vermarktet wurde. 1914 besaßen Sammler und Museen im Deutschen Reich bereits rund 150 Gemälde des genialen Niederländers, zahlreiche deutsche Expressionisten nahmen sich den furiosen Pinselstrich und die kräftigen Farben van Goghs zum Vorbild. 120 seiner Gemälde und Zeichnungen sind jetzt in Frankfurt zu sehen, dazu kommen rund 100 Bilder seiner Making van Gogh. 352 S., 260 Abb. Hirmer. 39,90 Euro
Nora und Stefan Koldehoff: Der van Gogh-Coup. 216 S. 210 Abb. Nimbus. 29,80 Euro Große Gefühle Liebe war schon in der frühen Neuzeit ein Problem, überschreibt Victoria von Flemming ihren Aufsatz zum Kapitel AMORE. Der Katalog ist zu einer grandiosen Schau erschienen, die zwei Großmeister des italienischen Barock und einige ihrer Weggenossen zusammenführt. Caravaggio – Bernini. Prestel Verlag. 328 S., 265 farbige Abb., 45 Euro Foto: Prestel
Mehr als Frau Pollock Bis heute ist sie (zumindest bei uns) so gut wie unbekannt – und dabei hat es Lee Krasner durchaus verdient, entdeckt zu werden. Doch weil die 1908 in Brooklyn geborene Malerin immer im Schatten ihres weitaus berühmteren Kollegen und Ehemanns Jackson Pollock blieb, hat sie erst jetzt, in der Frankfurter Schirn, die erste repräsentative Retrospektive in Deutschland bekommen, zu der dieser sehr informative Katalog erschienen ist. Zu bewundern gibt es knapp 100 Werke, in denen die 1984 gestorbene Künstlerin nach figurativen Anfängen über kubistisch anmutende Arbeiten zu einer der Pionierinnen des Abstrakten Expressionismus wurde. Auf einen Stil festlegen ließ sie sich nie, denn dafür war sie, wie sie einmal ironisch feststellte, „eine verdammt gute Malerin, danke auch, und etwas zu eigenständig“. PM Lee Krasner. 240 S., 250 Abb. Hirmer. 45 Euro Foto: Hirmer
Klick! Begonnen hat sie vor genau 60 Jahren als Laborantin – und dann wurde sie zu der bedeutendsten Foto-Chronistin der Bundesrepublik. In Abertausenden von Aufnahmen, vor allem für die Frankfurter Allgemeine Zeitung, hat Barbara Klemm die politische Geschichte des Landes dokumentiert, und so unbeirrt sie dabei am ebenso unterkühlten wie präzisen Schwarzweiß festhielt, so diskret und zugleich genau war stets ihr Blick. Zu ihrem 80. Geburtstag ist nun ein schöner dicker Band erschienen, der mit über 200 Bildern ein (zugegeben unvollständiges) Resümee ihres großen Lebenswerks gibt, zu dem auch viele Aufnahmen von Reisen rund um den Globus und Besuchen in Museen und Ateliers gehören. Dass sie mit ihrer Arbeit eine höchst vielfältige Tradition fortsetzt, belegt ein anderes gerade zu einer Ausstellung in Bonn erschienenes Buch über die Barbara Klemm: Zeiten Bilder. 287 S. 136 Duotone-Tafeln. Schirmer/Mosel. 49.80 Euro Fotografie in der Weimarer Republik. 264 S., 268 Abb. Hirmer. 39.90 Euro
Herrn Zwirners Gespür für Kunst Selbst die Amerikaner waren beeindruckt. „Ein Bieter“, notierte die New York Times 1970 bei einer Kunstauktion, „zog mehr Aufmerksamkeit auf sich als irgendjemand sonst in der überfüllten Halle. Es war Rudolf Zwirner, ein 37jähriger, blonder, deutscher Händler aus Köln, der erstaunliche zwei Meter misst. Außerdem ging er am Ende mit zwei höchstpreisigen Stücken davon.“ Rudolf Zwirner: Ich wollte immer Gegenwart. Autobiografie. Aufgeschrieben von Nicola Kuhn. Wienand Verlag. 256 S., 72 Abb., 25 Euro. Foto: Wienand Verlag
Noch Fragen? Nach der Lektüre dieser schmucken Büchlein eigentlich nicht mehr. Auf je 100 Fragen zu Champagner und Wein, zu Käse und Fisch gibt Rainer Wörtmann, Journalist und Art Director, 100 Antworten. Illustriert sind die hübsch gestalteten Bände mit feinen Schwarzweiß-Zeichnungen; die informativen Texte sind verständlich geschrieben und machen viel Spaß. Ein Beispiel gefällig? Bitte sehr: Auf die Frage, ob Fische sprachlos sind, antwortet Wörtmann mit „Sprechen wie wir Menschen tun sie nicht, aber sie quietschen, grunzen und klappern.“ Wer hätte das gedacht! CO Rainer Wörtmann: Käse – 100 Fragen und 100 Antworten, 50 S., Selbst Verlag, 7,50 Euro (weitere Titel zu Wein, Champagner, Fisch) Foto: Wörtmann
Selfies Heute ist er ein Alltagsgegenstand, dem wenig Beachtung geschenkt wird. Seine Faszination ist meist nur noch bei Kindern zu sehen, die sich in ihm das erste Mal selbst entdecken – und dabei hat der Spiegel eine ebenso lange wie eindrucksvolle Geschichte hinter sich. Albert Lutz: Spiegel – Der Mensch im Widerschein. 336 S. Wienand. 45 Euro Foto: Wienand Verlag
Deutsche Küchenseele Wir sind das Land der Sättigungsbeilagen, der Knödel, der Spätzle und des Kartoffelbreis. Wolfgang Herles: Vorwiegend festkochend – Kultur & Seele der deutschen Küche, 415 S., Pinguin Verlag, 29 Euro. Foto: Pinguin Verlag |
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30. November 2019 in Allgemein, Bücher, topmenu Keine Kommentare