Bücher Braus KrügerSichtweise: Ziemlich bekümmert schaut sie auf dem Umschlagbild ihres Katalogs drein, und dazu hatte Lore Krüger damals, 1935, auch durchaus Grund: Zwei Jahre zuvor hatte die 1914 in Magdeburg geborene Jüdin Nazi-Deutschland verlassen müssen. Jetzt lebte sie in Paris, engagierte sich im kommunistischen Widerstand gegen den Faschismus und hatte eine Ausbildung zur Fotografin begonnen. Ein abenteuerliches Emigrantenleben folgte, das sie bis in die USA führte – und zugleich entstand bis 1946 (als sie die Fotografie aus gesundheitlichen Gründen aufgab) ein schmales Konvolut von Aufnahmen, das erst nach ihrem Tod 2009 in einem Koffer wiederentdeckt wurde und noch bis 10. April in Berlin zu sehen ist: sensible Porträts vor allem, genau beobachtete Alltagsszenen und abstrakte Experimente. Und so knapp das Werk auch ist, es belegt, dass Lore Krüger zu den bedeutenden Fotografinnen des 20. Jahrhunderts gehört.

Lore Krüger. Ein Koffer voller Bilder: Fotografien 1934 bis 1944. Edition Braus. 29,95 Euro. Foto: Edition Braus