Unser Autor

Unser Kolumnist, der Ungar Péter Pál Meleghy, ist Autor vieler Reiseführer und Kochbücher und schreibt für verschiedene deutsche Zeitschriften. Er lebt in Hamburg und Budapest und betreibt die Website www.ungarnaktuell.de, außerdem die beiden Literaturseiten www.phantastisch-realistische-literatur.de und www.ein-oscar-fuer-hitler.com

                                          

Der Kampf um die Brücke und mehr

Die Kettenbrücke über der Donau, die beide Stadtteile Buda und (gesprochen) Pescht verbindet, wurde 1849 erbaut und nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg 1947 wieder aufgebaut. Jetzt ist sie in die Jahre gekommen. Kein Wunder: trägt sie doch gut besetzte Straßenbahnen, jede Menge Autos und dazu auch noch reichlich Fußgänger.  
Geld für die Sanierung wäre da gewesen. Doch im Frühling dieses Jahres verstaatlichte Ministerpräsident Viktor Orbán die Einnahmen der Hauptstadt aus den Parkgebühren. Er schuf ein neues Gesetz, das durch seine Zweidrittel-Mehrheit im Parlament sogleich angenommen wurde. So landete das das Geld, was man für die Sanierung hätte nutzen können, in anderen Taschen.

Der junge Bürgermeister von Budapest

Inzwischen allerdings ist etwas Seltsames geschehen: Der neue, junge Oberbürgermeister von der Opposition wird durch seine grünen Ideen – mehr Bäume, mehr Fahrradwege – immer beliebter. So beliebt, dass in Karácsony Gergely viele den neuen Ministerpräsidenten sehen.
Orbán bekam es offenbar mit der Angst und holte seine schärfste Waffe hervor: Geld-Versprechen. Er sagte wörtlich: „Wenn Karácsony verzichtet auf die Kandidatur verzichtet, wird es Budapest gut gehen.“ Karácsony beruhigte ihn, er habe mit der Hauptstadt genug Sorgen und werde nicht kandidieren. Und viele denkende Menschen meinen: „Es würde erst einmal reichen, wenn Orbán die Parkgebühren zurückgeben würde.“          

Der neue Witz
Die Demokratie in Ungarn ist wie eine Diskussion – mit abschließender Abstimmung – zwischen zwei Wölfen und einem Lamm darüber, wen die beiden anderen zum Abendessen verspeisen dürfen.

Demonstration gegen Orbán

„Freies Land – freie Presse!“
Das skandierten über tausend Menschen, die am 24. Juli vor die Residenz Viktor Orbáns in der Budaer Burg gezogen sind. Grund der Demonstration war die Entlassung des Chefredakteurs des populären oppositionellen Nachrichten-Portals: „INDEX“.
Nach der Gleichschaltung der Regionalpresse und Schließung der größten Tageszeitung Népszabadság („Volksfreiheit“) ist dies ein weiterer Schlag gegen die Pressefreiheit in Ungarn. Fotos: privat/ungarnheute