Nachrichten aus einem kleinen Land

Unser Autor

Unser Kolumnist, der Ungar Péter Pál Meleghy, ist Autor vieler Reiseführer und Kochbücher und schreibt für verschiedene deutsche Zeitschriften. Er lebt in Hamburg und Budapest und betreibt die Website www.ungarnaktuell.de, außerdem die beiden Literaturseiten www.phantastisch-realistische-literatur.de und www.ein-oscar-fuer-hitler.com

                                      

                                                       Es wird gefeiert!

Die verschiedenen jüdischen Vereine, Glaubensrichtungen, Gruppen und ihre Freunde feiern in Budapest, wie jedes Jahr Ende des Sommers, dass die gut 100 000 Juden der Stadt unbehelligt hier leben können – trotz solcher Beschimpfungen wie „Sch…Jude!“ In diesem Jahr bieten sich zur Feier gut 20, zum Teil frisch renovierte, Synagogen an, darunter die zweitgrößte der Welt in der „Tabak Straße“, dazu viele kleine Gebetshäuser, aber auch die Tische und Stühle auf den Gehsteigen vor den kleinen jüdischen Restaurants. Das Essen ist zwar nicht immer koscher, schmeckt aber – und man ist (weitgehend) unter sich.      
Die größte Feier des Landes findet alljährlich Ende August zum Gründungstag des christlichen Königreichs Ungarn im Jahre 1000 durch Stephan I. statt – seinerzeit ein gern gesehener und viel beschenkter Gast in Rom.

Feuerwerk in Budapest

Mit der Christianisierung im Karpatenbecken ging es allerdings damals nur mühsam voran. Also wurden einige der heidnischen Magyaren, die sich nicht taufen lassen wollten, an einen jungen, wilden Hengst gebunden und zu Tode geschleift. Als die anwesenden Eingeborenen eine derartige Szene sahen, wollten die meisten von ihnen unbedingt Christen werden. Kann man verstehen. Für diese christliche Großtat wurde Stephan I. heiliggesprochen, und der Papst schickte ihm für die vielen neuen Schäfchen des Christentums eine Krone.   
Versteht sich, dass auch die heutige Regierung das Ereignis angemessen würdigt und immer Ende August das größte Feuerwerk Europas abfackelt.
Von Abschussrampen entlang der Donau, den Brücken und auf dem Gellért Berg wird alles in den Himmel geschossen, was bunt ist, glitzert und ordentlich knallt – was Ungarns Hunde jedoch nicht besonders mögen.  
Und so versammeln sich an diesem Tag viele Budapester Hundefreundinnen, um ihre Tiere gemeinsam zu beruhigen, die natürlich nicht begreifen, wozu der Krach da ist, und wenn schon, warum es keinen Ohrenschutz wenigstens für Hunde gibt.       
Fotos: privat/ungarnheute