Die Altstadt Bilbaos

Ganz schön mutig war das, was man Anfang der 1990er Jahre in Bilbao entschied. Die Industriestadt hatte lange von ihren Stahlwerken, dem Hafen und ihren Banken gelebt, doch die Zeiten waren vorbei. Also beschloss die Stadtregierung mit Bürgermeister Inaki Azkuna (1943 bis 2014) Spektakuläres, um die Stadt wieder attraktiv zu machen:
Sir Norman Foster, der große britische Architekt, wurde mit dem Bau einer Untergrundbahn beauftragt, deren Ausgänge von der Bevölkerung heute liebevoll „Fosteritos“ genannt werden. Der berühmteste spanische Architekt Santiago Calatrava entwarf die dynamische Fußgänger-Brücke „Zubizuri“  über den Nervion, und  die irakisch-britische Architektin Zaha Hadid baute ein Bankgebäude.

Guggenheim Bilbao

Und das absolute Highlight, das sensationelle Guggenheim Museum, stammt vom kalifornischen Architekten Frank O. Gehry. Die Stadt hat sehr viel Geld in die Hand genommen – etwa 100 Millionen Dollar – und mit dem legendären Direktor Thomas Krens des Guggenheim Museums New York einen 20-Jahres-Vertrag geschlossen: Bilbaos Museum gehörte zur Guggenheim Familie, wurde von dort bespielt und die Stadt zahlte alles. Das Projekt war Anfang der 90er extrem kühn und natürlich höchst umstritten. Die Kritiker bezweifelten, dass Menschen in das abgelegene Bilbao kommen würden, um ein Museum zu besuchen.
Nun, der Aufschwung der Stadt ist mehr als gelungen.
Geht man von der Flussseite auf das Museum zu, dann ist man überwältigt von den schwungvoll übereinander gestapelten und in einander verschränkten Fassaden mit Titanverkleidung, die mal rund mal spitz in den Himmel ragen. Davor steht am Ufer eine riesige Skulptur, die Spinne „Maman“ von Louise Bourgeois, und ein paar Schritte weiter der „Tall tree & the eye“ aus dreiundsiebzig, in der Sonne funkelnden Metallkugeln des Inders Anis Kapoor. Auf der anderen Seite des Museums an der Straße Alameda de Mazarredo liegt der Haupteingang, und davor steht „Puppy“ , der 12m hohe Hundewelpe von Jeff Koons, der über und über mit bunten Blumen bepflanzt ist.
Wer sich vorher im Internet Tickets kauft, muss sich nicht in die lange Schlange Wartender einreihen: https://tickets.guggenheim-bilbao.eus/en/ .

Die Eingangshalle des Guggenheim

Drinnen fährt man am besten aus der gigantischen Eingangshalle und ihren schrägen, runden, versetzten Wänden mit dem gläsernen Fahrstuhl ganz nach oben und wandert langsam durch die Räume, über Brücken, Terrassen und Treppen nach unten. Was für ein Erlebnis!
Wer zum ersten Mal dort ist, dem werden die Ausstellungen nicht so wichtig sein wie die beeindruckenden Räume.
Nach der Kunst erst mal Kaffee? Kein Problem, das Museum hat natürlich auch ein Café.
Wer dann noch Kraft für noch mehr Kunst hat, der schlendere jetzt die Alameda de

Mazarredo entlang bis zur Plaza de Euskadi, dort  steht das optisch bescheidenere „Museo de Belles Artes“ in einem schönen Gebäude von 1924 mit modernem Glasanbau. Das Museum hat eine bedeutende Sammlung von etwa 3000 Gemälden und Skulpturen aus allen Epochen und zeigt immer wieder interessante Sonderausstellungen.
Jetzt gehen Sie die Calle de Elcano entlang bis zur Plaza de Federico, dort müssen Sie sich entscheiden: Wollen Sie lieber shoppen – dann gehen Sie die Gran Via weiter, die breite Platanen-bestandenen Allee mit Kaufhäusern, vielen schönen Geschäften und fast ebenso vielen Bänken zum Ausruhen.
Oder Sie wollen mehr Kultur – dann folgen Sie der Almeda de Recalde bis zur Plaza de Arriquibar, denn dort findet man das von Designikone Philippe Starck in ein Kulturzentrum umgebaute ehemalige im Stil des Modernismus erbaute Weinlager „Alhondiga“. Starck hat das Lager entkernt, und in der riesigen Halle hängen jetzt drei Kuben mit Mediathek, Kino – und Sportsälen, im Dachgeschoss mit weitläufiger Terrasse finden Veranstaltungen statt.

Teatro Arriaga

Die Shopper sind etwas eher wieder am Fluss und überqueren ihn auf der Puente de Arenal am Teatro Arriaga , dem neobarocken Opern-Gebäude von 1890. Von dort sind es nur noch wenige Schritte zur mittelalterlichen Altstadt, die im wesentlichen aus sieben Straßen „Siete Calles“ besteht. In dieser Fußgängerzone gibt es unendlich viele Kneipen, in denen die leckersten Pintxos (Tapas) für meist nur zwei Euro das Stück angeboten werden. Die Appetithappen gibt es übrigens auch überaus lecker in der Markthalle „Mercado de la Ribera“ direkt am Fluss. Holen Sie sich dazu ein Gläschen Wein und schauen Sie nach einem freien Stuhl auf der Terrasse mit Blick auf den Nervion und die gegenüber liegenden Häuser. Es kann kaum Schöneres geben. Fotos: CO