Der unendliche Strand von Cabourg

Man würde sich wirklich nicht wundern, käme einem hier eine Dame in schwingendem, knöchellangem Rock mit riesigem Strohhut oder zierlichem Sonnenschirm entgegen – auf der Atlantik-Promenade im normannischen Badeort Cabourg an der Cote Fleurie (Blumenküste). Ende des 19. Jahrhunderts war sie hier sicher ein vertrauter Anblick.
1850 entdeckte der Pariser Anwalt Henri Durand-Morimbau das kleine Fischerdorf mit 370 Einwohnern und kaufte nach und nach alle strandnahen Grundstücke. 1854 ließ er das erste Casino aus Holz errichten, und ab 1860 entstanden 200 wunderschöne Villen an der heute drei Kilometer langen prächtigen Promenade. Der breite Sandstrand ist sogar vier Kilometer lang. Paul Leroux, ein junger Architekt aus Caen, entwarf den Plan für den neuen Ort Cabourg-les-Bains, in dem alle Straßen sternförmig vom Grand Hotel ausgingen.

Die Architektur in Vabourg ist unbedingt sehenswert

Begeisterter Besucher des feinen Badeorts war der Schriftsteller Marcel Proust (1871-1922), nach dem die Promenade jetzt benannt ist. Proust wohnte zwischen 1907 und 1914 jeden Sommer im frisch erbauten Grand Hotel, angeblich in Zimmer 414, und schrieb hier große Teile seines Werkes „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“, in dem Cabourg als „Balbec“ auftaucht. Deshalb heißt auch das Restaurant des Grand Hotel „Le Balbec“. Der Hotelbau gilt als einer der schönsten noch erhaltenen der Belle Epoque.
Startet man hier zu einem kleinen Bummel, durchquert man zuerst den charmanten „Jardin du Casino“ mit der Statue von Charles Bertrand, dem Eigentümer des Grundstücks, der 1907 das alte Holzkasino abreissen und das prächtige Grand Hotel erbauen ließ. Die meisten der von hier fächerförmig abgehenden Straßen sind reine Wohnstraßen mit beeindruckenden Villen und üppigen Gärten. Gehen Sie die Avenue de la Mer entlang, hier tobt das – touristische – Leben mit Andenkenläden, Bars, Restaurants, Cafés und Creperien, meist mit schönen Terrassen an der Straße.
Schließlich kommt man am Rathaus und dem Tourismusbüro, dann auf der Avenue de Hippodrome am Friedhof vorbei über das kleine Flüsschen La Divette und schon ist man am Hippodrome, der berühmten Pferderennbahn, auf der im Sommer normalerweise viele Rennen stattfinden und immer heftig gewettet wird.
Falls Sie hier nichts gewinnen, können Sie den Weg zurück gehen, und im Casino im Grand Hotel Ihr Glück versuchen. Oder Sie stürzen sich in die Fluten des Atlantiks und genießen Sonne, Meer und den nostalgischen Charme von Cabourg.

Fotos: Tourismusbüro Cabourg