Was suchen Sie: Möbel oder frischen Fisch? Beides gibt es an der Großen Elbstraße in üppiger Auswahl. Aber auch wenn Sie kein Sofa, kein Bett, keine Schollen oder Kabeljau suchen, ist die lange Straße an der Elbe einen schönen Spaziergang wert.
Für den Weg dorthin empfehlen wir den Bus 111, der fährt vom U- und S-Bahnhof Elbbrücken schon mal kreuz und quer durch die Hafencity, dann an den Landungsbrücken vorbei, wo die Hafenfähren und Ausflugschiffe ablegen, hoch in die Davidstraße in Richtung St. Pauli. Dabei kann man mal einen Blick in die Herbertstraße (Sie wissen, Frauen dürfen da nicht rein!) und kurz danach auf die berühmte Davidwache werfen. Dann biegt der Bus in die Reeperbahn ein, und es geht vorbei an Dönerläden, Sexshops und der verruchten Kneipe „Ritze“, kurz nach dem Beatlesplatz fährt der Bus links rum in Richtung Fischmarkt.

Fischauktionshalle

Dort verlassen wir den Bus und besichtigen die traditionsreiche Fischauktionshalle direkt an der Elbe, die 1894 von der damals preussischen Stadt Altona an der Grenze zu Hamburg errichtet wurde, um weiter frische Ware an den reichen Nachbarn verkaufen zu können. Die Rivalität um den Fisch endete am 1. April 1938 mit der Eingemeindung Altonas ins Stadtgebiet Hamburgs.
Die schöne Halle, geplant nach dem Vorbild römischer Markthallen als dreischiffige Basilika aus genietetem Buddelstahl, dient heute als Event-Location. Bei Hochwasser wird die Halle regelmäßig überschwemmt.
Wenn im Sommer sonntags morgen von 5 bis 9 Uhr 30 auf dem eigentlichen Fischmarkt gegenüber Obst, Gemüse, Socken, Antiquitäten, Fisch, Bratwürste und heißer Kaffee angeboten werden, gibt es in der Fischauktionshalle Frühstück mit Musik.
Nun schlendern wir die Große Elbstraße entlang, und schon findet man die ersten Möbelläden, zum Beispiel Freistil, das junge Label des sonst eher konservativen Herstellers Rolf Benz, und Vitamin Design mit den schönen Holztischen und – stühlen.
Und dann steht man schon vor dem Stilwerk, dem Designkaufhaus in einer ehemaligen Malzfabrik mit 28 schicken Läden: u.a. Ligne Roset, Poggenpohl, Siematic und White Wall. Seit mehr als 25 Jahren wird hier zeitgenössisches Design verkauft.
Gegenüber ist in einem ehemaligen Speicher das Ginn Hotel eingezogen – mit 130 Zimmern und im achten Stock einer tollen Terrasse, einer Bar und einem Restaurant mit phantastischem Blick über Hafen und Elbe. 

Köhlbrandtreppe

Ein Stück weiter bietet The Rug Company schöne Teppiche an.Gegenüber kann man über die Köhlbrandtreppe, die seit 2001 unter Denkmalschutz steht, in die Oberstadt gelangen. Die Treppe wurde 1887 erbaut, damit die Hafenarbeiter von der Endhaltestelle der Straßenbahn leicht in den Hafen hinabsteigen konnten. Zwischen den beiden Treppen befindet sich ein Brunnen mit den Wappen von Altona und Preußen und den Gottheiten Merkur und Neptun als Symbole für den Handel und das Meer.
Schauen Sie auch mal nach links, dort ist die berühmte Kneipe „Zum Schellfischposten“, in der Inas Nacht mit Ina Müller aufgezeichnet wird. Eintrittskarten gibt es für den winzigen Laden nicht, aber draußen auf dem Platz darf man dabei sein, und hier reiht sich auch der Shantychor auf, der immer mal „What shall we do with the drunken sailor“ durchs offene Fenster schmettert.

Der Schellfischposten

Ein paar Schritte weiter, und Sie stehen vorm hübsch braun gestrichenen „Weinland“: das älteste Haus Altona wurde 1772 gebaut und empfiehlt sich heute unter anderem für opulente Hochzeitsfeiern. Gleich daneben gibt es leckere Steaks bei „Mash“ und Hummer, Lachs und Kabeljau bei Hummer Pedersen, einer von Hamburgs Institutionen.
Aber Sie können natürlich auch bei Steffen Henssler reinschauen, der hier sein feines Lokal hat.
Falls Sie lieber selbst kochen möchten, gehen Sie ein paar Schritte weiter zum FrischeParadies,da können Sie die frischesten Fische, herrliches Gemüse und hochwertiges Fleisch kaufen. Dazu bietet man auch Gewürze und Soßen, Weine, Sekt und Champagner und leckere Desserts an.
Appetit haben Sie jetzt sicher bekommen, aber falls Sie im Hotel übernachten und nicht selbst kochen können, gehen Sie einfach weiter geradeaus an der langen flachen Halle entlang, in der frühmorgens frischer Fisch an Händler und Gastronomen verkauft wird. Am Ende führt Sie links eine Treppe hoch in das wohl beste Fischrestaurant Hamburgs: das Fischereihafen Restaurant, in dem Sie Jakobsmuscheln, Aal, Hummer und Austern, Scholle, Steinbutt, Seezunge und natürlich auch Labskaus serviert bekommen. Na dann: Hummel, Hummel!
Fotos: CO