Das macht richtig Spaß: mit der Tram durch Leipzig. Dreizehn Linien gibt es, und die bringen einen auf 218 km kreuz und quer durch die Stadt. Die meisten treffen sich am Hauptbahnhof. Hier besteigen wir einen der schicken Wagen der Linie 4 und zuckeln gemächlich durchs Zentrum

Das Schillerhaus
Nordwest und den riesigen Park „Rosental“, der als englischer Landschaftspark gestaltet ist. An der Menckestraße steigen wir aus und stehen schon nach wenigen Schritten (Menckestraße 42) vor dem Schillerhaus , das heute als Kulturzentrum dient, in dem Lesungen, Konzerte, Workshops und Vortragsveranstaltungen stattfinden. Am 10. Mai zum Beispiel geben Schüler der Bach-Musikschule ein Konzert: Sommermusik im Schillerhausgarten.
Daneben gibt es eine ständige Ausstellung zum Dichter Friedrich Schiller (1759-1805), der im Sommer 1785 einige Monate in diesem Haus lebte und arbeitete. Hier entstand seine „Ode an die Freude“, die 1824 von Ludwig van Beethoven vertont wurde und deren Instrumentalfassung seit 1972 die Hymne der Europäischen Union ist. Das Haus von 1717, in dem Schiller glückliche Tage verbrachte, ist das älteste in Leipzig erhaltene Bauernhaus.

Das Gohliser Schlösschen
Geht man jetzt die Menckestraße weiter, kann man einige beeindruckende Fassaden betrachten, bis man nach einer Kurve plötzlich vor dem „Gohliser Schlösschen“ (Menckestraße 23) steht, das sich 1756 der Ratsherr Johann Caspar Richter bauen ließ, als wäre er ein barocker Adliger. Heute finden auch hier regelmäßig Lesungen und Konzerte statt. Der schöne Barockgarten ist täglich zu besuchen, das Cafe des Schlösschens ist nur nachmittags geöffnet.
Schräg gegenüber, in der Mitte der breiten Menckestraße, befindet sich der „Gohliser Anger“, das Zentrum des Dorfes Gohlis, das 1317 erstmals urkundlich erwähnt wurde. Hier stand ab 1685 eine Schule, die 1774 für einen Betsaal aufgestockt wurde. Später wurde sie zu einer Gerichts- und Gemeindestube umgebaut. 1887 riß man die Gebäude am Anger ab und gestaltete den Platz zu einer Grünanlage um. Drumherum baute man ab 1890 mehrstöckige moderne Bürgerhäuser.

Die Gosenschenke
Der Anger verkam lange Zeit zum wilden Parkplatz, bis er 2023 wieder restauriert und bepflanzt wurde und neben Bänken auch einen Wasserspender bekam.
Am Ende der Menckestraße (Nr 5) lädt ein uriger Biergarten zum Pausemachen ein. Er gehört zur „Gosenschenke – ohne Bedenken“, die es hier seit 1899 gibt. Gose ist ein obergäriges Bier, das schon im Mittelalter im Harz gebraut wurde und im 18. Jahrhundert nach Leipzig kam. 1958 musste die Gosenschenke schließen, 1985 konnte sie nach umfangreicher Rekonstruktion wieder eröffnet werden. Also lassen Sie sich im Garten, auf der Terrasse, im Bierkeller oder der historischen Gaststube nieder und probieren Sie die Gose.
Und was den Namen angeht: Im Jahre 1900 soll der Kellner Karl Schmidt auf die Frage, ob man das Gesöff Gose gefahrlos trinken könne, geantwortet haben „Ohne Bedenken“. Da hatte die Kneipe ihren Namen weg. Fotos: CO