

Friedrich Wilhelm Voigt (1849 bis 1922) war eigentlich Schumacher und schon mehrfach im Gefängnis gewesen, als er am 16. Oktober 1906 in der Uniform eines Hauptmannes des preußischen Garde-Regiments, die er bei einem Trödler erstanden hatte, mit einem Trupp Soldaten ins Rathaus eindrang, den Bürgermeister verhaftete und die Stadtkasse raubte. Ganz Preußen lachte, Voigt bekam vier Jahre Gefängnis, wurde aber vom Kaiser nach zwei Jahren begnadigt. Mittwochs und samstags um 11 Uhr marschiert er übrigens immer noch mit seinen Mannen zum Ratskeller!


Schräg gegenüber vom Rathaus steht ein Bronze-Modell der Altstadt. Dort ist auch der Zugang zum Luisenhain, einer historischen Grünanlage mit Skulpturen, Spielplätzen und einem Schiffsanleger, von dem man zu verschiedenen Rundfahrten auf Dahme, Spree und Müggelsee ablegen kann.
Wenn man jetzt die Straße „Alt-Köpenick“, die es schon seit Ende des 12. Jahrhunderts gibt, entlang spaziert, sieht man schmucke barocke und gründerzeitliche Fassaden, die heute alle unter Denkmalschutz stehen. Am Schlossplatz angekommen steht man plötzlich vor lebensgroßen Pferdeskulpturen, ganz ohne Reiter. Die Künstlergruppe „Inges Idee“ hat die „Wilden Pferde“ nach Vorbildern am Charlottenburger Schloss und an der Orangerie in Potsdam geformt, aber vom Sockel geholt und vom Herrscher befreit. Gucken Sie sich auch mal das Dach des flachen Eckgebäudes an, es hat eine Biberschwanz-Deckung aus Holz von 1616!


Unbedingt ansehen muss man sich auch den Schlosspark, in dem Skulpturen zwischen bis zu 300 Jahre alten Bäumen stehen. Am besten flaniert man einmal rundherum immer am Wasser von Frauentog und Dahme entlang. Und dann empfehlen wir eine ausgiebige Pause bei Apfelstrudel mit Vanilleeis oder Preußenknollen (vulgo: Kartoffeln) mit Lachs auf der herrlichen Terrasse des Schlosscafes.
Auf dem Rückweg nach Berlin muss man unbedingt vom Schlossplatz durch die Grünstraße, die zweitälteste Straße Köpenicks, über den Schüßlerplatz, benannt nach dem Stadtrat Hugo Schüßler (1847 – 1908), der der Stadt das erste Elektrizitätswerk und eine Kanalisation verschaffte, bis zum Alten Markt. Dort nämlich erinnert eine Gedenktafel an Henriette Lustig (1808 – 1888), meist Mutter Lustig genannt, die 1835 die erste Wäscherei in Köpenick eröffnete. Um 1900 gab es dann bereits 87 Wäschereien mit 4.000 Wäscherrinnen. Seither ist man in Berlin mit allen Wassern gewaschen.
Fotos: CO/Tourismusbüro Köpenick/wikipedia