Gigantisch! Die imposante Heidecksburg liegt auf einem 60m hohen Berg direkt über der Altstadt von Rudolstadt an der Saale nicht weit von Weimar. Die auf den Resten eines Schlosses etwa 1570 entstandene Renaissance-Burg brannte 1735 ab, 1737 begannen die Arbeiten zu der barocken Residenz, wie man sie jetzt sehen kann.
Heute ist hier das Thüringer Landesmuseum und das Staatsarchiv Rudolstadt untergebracht. Außerdem kann man über 4000 Exponate einer Waffensammlung anschauen – und sich von der Ausstellung „Rococo en miniature“ verzaubern lassen. Einer Märchenwelt in den Phantasie-Königreichen Pelerine und Dyonien, die innerhalb von 50 Jahren von zwei Hobbybastlern im Maßstab 1:50 im Stil des Rokoko geschaffen wurden. Hunderte von Mini-Bewohnern, vom König bis zur Magd, dazu Tiere, Wagen, Betten, Tische und Schränke, Kochgeschirr, Uniformen und Ballkleider begeistern jeden Betrachter.
Gleich am Fuß des Burgbergs findet man die Stiftsgasse und dort das alte Rathaus von 1524 mit seinem prägnanten Glockenturm, in dem heute das Stadtarchiv und die Historische Bibliothek untergebracht sind. Ein paar Schritte weiter steht das ehemalige Stift von 1513, ursprünglich erbaut für Handwerkerfamilien, Lehrer und Geistliche, in dem dann ab Mitte des 18. Jahrhunderts bis 1945 adelige Damen lebten. Danach verfiel das Gebäude, brannte 1988 aus und wurde ab 1992 restauriert. Heute gilt das Ensemble aus vier Häusern mit dem schönsten Innenhof der Stadt als touristisches Kleinod.
Die Stiftsgasse geht dann über in die Weinbergstraße, dort findet man links in der Schillerstraße das Schillerhaus, in dem Friedrich Schiller 1787 nicht nur erstmals seine spätere Ehefrau Charlotte von Lengefeld traf, sondern auch Johann Wolfgang von Goethe kennenlernte. Heute ist im Schillerhaus oben ein kleines Literaturmuseum, unten ein Restaurant und Café mit wunderschönem Garten untergebracht.
Falls Sie hier keine Pause machen möchten, schlendern Sie doch von der Schiller- in die Marktstraße und von dort zum Marktplatz mit dem neuen Rathaus von 1912. Dort gibt es mehrere nette Lokale, und man kann auch draußen sitzen.
Gestärkt könnten Sie jetzt die Marktstraße weiter gehen und dann links in die Ludwigstraße einbiegen. Sie führt zur imposanten Ludwigsburg, dem barocken Schloss von 1734, in dem Prinz Ludwig Günther lebte, bevor er als Fürst in die Heidecksburg zog. Danach diente das Schloss als fürstliche Zeichenschule, Sitz des Landtages, Museum, Ministerialwohnung, Lehrerseminar und Kinderhort, bis schließlich der Thüringer Rechnungshof einzog. Besichtigen kann man das Schloss heute nur noch von außen. Schiller setzte dem Bauwerk 1788 in seiner Erzählung „Herzog von Alba bei einem Frühstück auf dem Schlosse zu Rudolstadt in Jahr 1547“ ein literarisches Denkmal.
Zurück durch die Ludwigstraße geht’s jetzt zur Saale, über die Fußgängerbrücke und dann gleich rechts in den Heinrich-Heine-Park. Mitten in der etwa 3 ha großen Anlage, die sich an der Saale entlangzieht, stehen Thüringer Bauernhäuser, die 1914/15 hierher umgesetzt wurden und heute als ältestes Freilichtmuseum Deutschlands gelten. Die wunderschönen Fachwerkbauten konnten von engagierten Rudolstädtern vor dem Abriss bewahrt werden und sind jetzt Heimatmuseum, in dem man erleben kann, wie die Bauern in Thüringen früher lebten. Dazu gehört auch ein schöner Bauerngarten, den man besichtigen kann. Falls Sie jetzt Lust auf einen Kaffee haben, auch den gibt es hier – und sogar selbst gebackenen Kuchen.
Fotos: CO