Ein Garten ist er eigentlich nicht, der Augarten in Wien. Er ist eher ein Park mit einer weltbekannten Porzellan-Manufaktur, mit einem Konzertsaal für die Wiener Sängerknaben namens MuTh (Musiktheater), mit einem Filmarchiv und 120 kleinen Gemüsegärten für die ganz normale Bevölkerung.
Außerdem hat der Augarten eine lange interessante Geschichte und die beginnt bereits 1614, als Kaiser Matthias (1557 bis 1619) des Heiligen Römischen Reiches und Erzherzog von Österreich hier ein Jagdschlösschen errichten ließ. Leopold I. (1640 bis 1705) kaufte Land dazu und ließ einen Lustgarten anlegen, die sogenannte „kaiserliche Favorita“. 1683 wurde alles durch die einfallenden Türken zerstört. 1705 baute man wieder auf, u.a. einen einstöckigen Saalbau, in dem heute noch die Wiener
Porzellanmanufaktur residiert.
1775 ließ Kaiser Joseph II. den Augarten für die Allgemeinheit öffnen, und fortan wurde der Park zur Vergnügungsstätte mit Tanzsaal und Billardzimmer. Ab 1782 gab es hier die sogenannten Morgenkonzerte (ab 6 Uhr!) anfangs unter Leitung von Mozart, später dirigierten hier auch Beethoven (1803) und Schubert (1824).
Daran erinnert heute eine Tafel am Augartenpalais.
1830 überschwemmte die Donau – ausgelöst durch einen Eisstoß – den gesamten 2. Bezirk Wiens und somit auch den Augarten. 74 Menschen starben in der Flut, die dadurch ausgelöste Choleraepidemie kostete noch einmal 2000 Menschen das Leben.
Wenn man heute durch den Park spaziert – durch lange Alleen mit riesigen Bäumen, zwischen hohen, sehr dichten Hecken – ist die hektische Stadt bald weit weg. Lassen Sie sich auf einer Bank nieder und schauen Sie den Wienern zu, die ihre Hunde ausführen, Kinderwagen schieben, zu den Spielplätzen laufen.
Oder schlendern Sie durch die liebevoll gestalteten Blumenrabatten zu den Sportplätzen, wo Wiens Jugend trainiert. Die friedliche Athmosphäre wird nur durch den hässlichen Anblick der zwei Flaktürme mitten im Park gestört, die 1942 bis 1945 auf Befehl Hitlers als Luftschutzanlagen gebaut wurden. Heute stehen die Türme leer, aber unter Denkmalschutz wie der gesamte Augarten.
Sie möchten jetzt etwas besonders Schönes sehen? Dann besuchen Sie das Museum der Wiener Porzellanmanufaktur Augarten, wo man die Geschichte dieses feinen Porzellans anschauen kann. Verkauft wird hier übrigens auch!
Ein paar Schritte weiter steht seit 2012 das MuTh, das Musiktheater mit dem modernsten Konzertsaal Wiens. Hier treten die Sängerknaben auf, wenn sie nicht gerade auf Tournee sind.
Genau daneben residiert das Filmarchiv, in dem für das „audiovisuelle Kulturerbe“ 200 000 Filme, dazu Plakate, Fotos, Programme, Bücher und Zeitschriften archiviert werden und das im Sommer Open Air Kino im Augarten anbietet.
Außerhalb des eigentlichen Parks sind auf einem breiten Grünstreifen Nachbarschaftsgärten angelegt worden. Bewohner der Gegend haben hier eigene Beete, wo sie Obst, Gemüse und Blumen anbauen, sich treffen, zusammen gärtnern und einmal die Woche ihre Ernte verkaufen. Das gemeinsame „Garteln“ ist ein großer Trend in Wien.
Und jetzt? Im MuTh gibt es das Cafe Maximilian, dort kann man seinen Einspänner bei schönem Wetter auch draußen genießen!