Wenn man als Wien-Tourist im Stephansdom und in der Hofburg war, nach Schönbrunn und in den Prater gepilgert ist, und wenn man die Spanische Hofreitschule, das Museum Albertina, den Naschmarkt und das eine oder andere Kaffeehaus besucht hat, dann ist es richtig erholsam, sich mal das ganz normale Leben der Österreicher in ihrer Hauptstadt anzuschauen.
Wir sind dazu einfach von der Shoppingmeile Mariahilfer Straße abgebogen in die Kirchgasse. Vorbei am Schnickschnackladen „Flying Tiger“, dem hübschen Babyausstatter „Herr und Frau Klein“, dem schicken Conceptstore „Kauf Dich glücklich“ mit Designermode für sie und ihn. An der Ecke Siebensterngasse kann man schon mal eine Pause einlegen, im Kulturzentrum „Cafe 7Stern“ mit Poetry Slam, Vorträgen und Lesungen bei einer Melange und hausgebackenem Kuchen.

Ulrichskirche Maria Trost

Kein Kaffee? Dann machen Sie doch im Siebensternpark eine Pause und schauen den Kids der Umgebung beim Spielen in Sand und Schlamm oder – im Sommer – unter der Wasserfontäne zu. Dazu bietet der Platz natürlich eine Sandkiste, eine Rutsche, Schaukeln, Wippen, eine Kletteranlage, Tischtennis, Basketball und Picknicktische – und immer jede Menge fröhlicher Kinder.
Gut erholt oder vom Krach vertrieben, überqueren wir jetzt die Burggasse und stehen an der

Bei “Erich” läßt man sich gerne nieder

Ulrichskirche „Maria Trost“ vor der sogenannten Pestsäule, offiziell „Dreifaltigkeitssäule“, die 1713 als Dank zum Ende der Pest gestiftet wurde. Die Kirche steht auf dem sehenswerten St. Ulrichsplatz, eng umstellt von typischen Wiener Wohnhäusern aus verschiedenen Jahrhunderten und netten Cafes mit einladenden Schanigärten, z.B. dem „Ulrich“, „Morgenstern“ oder „Erich“.

Am Erich biegen wir links ab in die Neustiftgasse bis zum Augustinplatz, wo eigentlich der Augustinbrunnen steht, der aber zur Zeit wegen der U-Bahnbauten ausgelagert ist. Der Brunnen hat eine skurrile Geschichte: Hier gab es im 17. Jahrhundert eine Pestgrube, in die der Bänkelsänger Marx Augustin versehentlich geworfen wurde. Gerettet wurde er, weil er seinem Dudelsack unüberhörbare Töne entlockte. Ihm und der Sängerin Liane Augustin widmete man diesen Brunnen.

Am Ceja-Stojka-Platz

Nun spazieren wir die Kellermanngasse entlang und biegen links in die Lerchenfelder Straße ein. Hier schauen wir in „Moses Records“ nach alten Schätzen, stöbern in der Buchhandlung „Stöhr“, lassen uns im „Oreno“ zu einer köstlichen Ramen-Suppe nieder oder suchen den „Hasse-Würstelstand“ für eine Wurscht im Stehen heim. Da sind wir dann auch schon am „Ceja Stojka-Platz“ mit ein paar Bänken und der imposanten Kirche „Altlerchenfeld“.
Ceja Stojka (1933 – 2013) war eine österreichische Schriftstellerin, die den Lovara-Roma angehörte. Sie überlebte drei nationalsozialistische Konzentrationslager, von ihrer großen Familie, etwa 200 Personen, entkamen nur sechs dem Holocaust. 1988 veröffentlichte sie ihr erstes Buch „Wir leben im Verborgenen“. Fotos: CO