Ausstellungen

Zeitgeschichtliches Forum Leipzig
Unsere Geschichte – Diktatur und Demokratie nach 1945
 
 
Es ist wirklich eine einzigartige Dauer-Ausstellung, die man im Leipziger zeitgeschichtlichem Forum besuchen kann. Gezeigt wird deutscher Alltag in der Nachkriegszeit, in beiden deutschen Staaten, während der friedlichen Revolution und nach der Wiedervereinigung. Da steht ein Trabbi neben Jeans in Ost und West, zeigen Fotos das Schlangestehen vor dem Konsum, LP-Sammlungen dokumentieren den Geschmack westdeutscher Jugendlicher, und Plakate, Postkarten und Schriftstücke zeigen den wechselnden Zeitgeist. Und die handschriftlichen Notizen von Günter Schabowski zur neuen Reisereglung, die 1989 zur Grenzöffnung führte, fehlen selbstverständlich auch nicht.
Eine großartige Ausstellung, die man sich immer wieder ansehen sollte.
Foto: Zeitgeschichtliches Forum Leipzig

Schloss Nymphenburg, München

Schloss Nymphenburg wurde 1664 als Sommerresidenz von Kurfürst Ferdinand Maria und seiner Frau Henriette Adelaide von Savoyen anlässlich der Geburt ihres Sohnes Max Emanuel nach italienischen Vorbildern errichtet. Zunächst bestand es nur aus einem mächtigen kubischen Pavillon, der aber dann von Sohn Max Emanuel ab 1701 um die etwas kleineren Gebäude rechts und links samt verbindender Galerien erweitert wurde. Ab 1715, nach fast zehn Jahren in Paris, ließ Max Emanuel vom Hofbaumeister Joseph Effner und dem französischen Gartenarchitekten Dominique Girard Nymphenburg als vollkommen symmetrische „Idealstadt“ entwerfen und bauen. Dazu wurden Nebengebäude zu Hofgevierten, ein halbkreisförmiges Rondell und fünf kleinere Schlösser im Park errichtet. Auch die Innenräume wurden kostbar ausgestattet, so gilt die Amalienburg als Kleinod des Rokoko. 1792 öffnete Kurfürst Karl Theodor den Park für die Öffentlichkeit.
Heute kann man auch das Geburtszimmer von König Ludwig II. von Bayern im Schloss besichtigen. Foto: CO

Museum  der Arbeit, Hamburg

Ab 1863 baute man in der Hansestadt den Bach Barnebeke (daraus entstand der Name Barmbek) zum Osterbekkanal um, an dem sich dann mehrere Fabriken niederliessen.  Mit dabei war die New York Hamburger Gummi-Waaren Compagnie (NYH), die aus dem Hafen importierten Kautschuk bekam und zu Hartgummi- Produkten wie Kämmen oder Tabakpfeifen verarbeitete. 1954 gab die NYH den Firmensitz auf.
1997 zog in die schön restaurierten Fabrikgebäude das Museum der Arbeit ein, das die Geschichte der Arbeit in Hamburg seit der Industrialisierung ausstellt. Gezeigt werden Maschinen, Werkzeuge, Kleidung und viele Fotos, erzählt werden Lebensgeschichten von vielen Arbeitern. In einer großen Druckerwerkstatt  kann man die Entwicklung des graphischen Gewerbes verfolgen. Im Hof des Museums steht u.a.  das Schneiderad (380 Tonnen schwer, Durchmesser 14,2 m), genannt T.R.U.D.E (Tief runter unter die Elbe), mit dem zwischen 1997 und 2000 die Elbe untertunnelt wurde. Foto: Die T:R:U:D:E am Museum der Arbeit  hamburg.de

Bucerius Kunst Forum, Hamburg noch bis 1.Juni 2025:
In her hands. Bildhauerinnen des Surrealismus
  
Licht – entschieden die Kuratorinnen – brauchen diese Skulpturen, und zwar jede Menge. Also zogen sie die Vorhänge zurück und ließen in den großen, diesmal kaum unterteilten Raum des Bucerius Forums das Tageslicht hinein.
Und das haben die drei fast unbekannten surrealistischen Bildhauerinnen, die Schweizerin Isabelle Waldberg (1911-1990), die Dänin Sonja Ferlov Mancoba (1911-1984) und die Brasilianerin Maria Martins (1894-1973), wirklich verdient, schließlich waren sie in Paris vor 1939 Teil der Avantgarde, deren Arbeiten bis heute verblüffen. Sehr kleine Objekte  aus Holz („Lebende Zweige“ von Sonja Mancoba) stehen nun neben bemalten Eisenobjekten („Wandkonstruktion“ von Isabelle Waldberg) und riesigen Bronzeobjekten („The Impossible“ von Maria Martins). Das Ergebnis: eine ungewohnte, leicht irritierende und sehr beeindruckende Schau. Foto: Bucerius Kunst Forum

TEA, Santa Cruz de Tenerife

Auf den ersten Blick ist es alles andere als attraktiv, das Kunst- und Kulturzentrum „TEA“ (Tenerife Espacio de las Artes) in Teneriffas Hauptstadt. Von außen ist es nur ein langer, sehr flacher Bau aus dunkelgrauem Beton mit Glasbausteinen. Eine Glasfront hat nur der Shop – dann aber kommt man durch ein schmalesTor in einen beeindruckenden Innenhof, der leicht abfallend einmal durchs ganze Gebäude reicht und der auch für Theateraufführungen und Konzerte genutzt wird. Links und rechts gewähren große Glasfronten Einblick ins Untergeschoss mit der Bibliothek und vielen Arbeitsplätzen.
Das „TEA“ wurde vom Schweizer Architekten-Duo Herzog & de Meuron zusammen mit dem ortsansässigen Architekten Virgilio Guitérrez entworfen und 2008 fertig gestellt. Auf über 20 000 qm gibt es neben der Bibliothek Ausstellungsflächen, Kino- und Vortragssäle und das Zentrum für Fotografie.
Das Gebäude schmiegt sich ans Ufer des meist ausgetrockneten Barranco de Santos, gegenüber liegt der sehenswerte Markt „Nuestra Senora de Africa“, über eine Brücke erreicht man die Altstadt von Santa Cruz de Tenerife. 

Deutsches Historisches Museum, Berlin, noch bis 6. April 2025:
Was ist Aufklärung? Fragen an das 18. Jahrhundert 
 
Ja, was ist denn eigentlich Aufklärung, hat sich das Historische Museum in Berlin gefragt und ist auf jede Menge weitere Fragen gekommen. Denn in der bis heute wichtigsten Epoche der jüngeren Menschheitsgeschichte, die das ganze 18. Jahrhundert prägte, wurde nicht nur rationales Denken zur Richtschnur allen Handelns erklärt, man kämpfte gegen Vorurteile, trat für religiöse Toleranz und die allgemeinen Menschenrechte ebenso ein wie für das Recht auf Bildung und wollte den Fortschritt auch durch verstärkte Hinwendung zu den Naturwissenschaften befördern. Zu all diesen und mehr Bereichen finden sich Beispiele, Schautafeln, Texte, Fotos und Filme. Eine wirklich interessante, gut gemachte Ausstellung, die man nicht versäumen sollte.
Foto: Modell eines menschlichen Auges im Behältnis, Nürnberg, um 1700 © Deutsches Historisches Museum 

Von der Heydt Museum, Wuppertal

1842 baute der Schinkel-Schüler Johann Peter Cremer den dreiflügeligen Sandsteinbau als Rathaus der Stadt Elberfeld auf den Resten einer verfallenen Kirche, die wiederum auf einer abgebrannten Burg stand. Cremer entwarf einen klassizistischen Bau mit Blendarkaden in drei Stockwerken, die nach oben enger werden. Über den Eingang setzte der Architekt einen Balkon mit gusseiserner Brüstung.
Seit 1902 residiert hier das von der Heydt-Museum, benannt nach einem der Gründer des Elberfelder Museumsvereins, dem Bankier August Freiherr von der Heydt. Er und seine Nachfahren stifteten dem Museum viele bedeutende Werke, u.a. von Monet, van Gogh und Picasso.
1985 bis 1990 überbauten die Kölner Architekten Peter Busmann und Godfried Haberer den Innenhof und schufen so mehr Ausstellungsfläche, 2007 bekam das Museum eine neue Lüftungsanlage und alle Räume erhielten Lichtdecken.
Die bedeutende Sammlung des Museums umfasst heute Gemälde, Skulpturen, Grafiken und Fotografien, mit Schwerpunkten bei den Gemälden der französischen Kunst des 19.

Lenbachhaus, München, noch bis Ende 2025:
Der Blaue Reiter – Eine neue Sprache
 
1911 gründeten Wassily Kandinsky und Franz Marc die Künstlergruppe „Blauer Reiter“, um sich vom Verein „Neue Künstlervereinigung München“ abzusetzen und die Gleichberechtigung aller Kunstformen zu betonen. Bald schon wendeten sich auch Gabriele Münter, August Macke, Paul Klee, Alfred Kubin und andere dem „Blauen Reiter“ zu. Wie produktiv ihre Arbeit war, dokumentiert jetzt noch einmal das Lenbachhaus. Es zeigt das ganze Jahr ca. 240 Gemälde, Grafiken, Hinterglasbilder, Fotos und Skulpturen , entstanden vom Beginn bis zur Mitte des 19.Jahrhunderts. Mit dabei sind Neuankäufe des Fördervereins und lange nicht ausgestellte Werke von Alexej von Jawlensky, Paul Klee, Robert Delaunay und Käte Hoch. Foto: Käte Hoch, Selbstbildnis 1929

Zwinger Dresden
   
Etwa 5 Millionen Besucher kommen jedes Jahr nach Dresden, um neben dem Grünen Gewölbe, der Frauenkirche, der Semperoper und der Brühlschen Terrasse auf jeden Fall auch den Zwinger anzuschauen. Die barocke Anlage, erbaut von 1711 bis 1728 von Matthäus Daniel Pöppelmann und Balthasar Permoser, heißt Zwinger, weil sie zwischen innerer und äußerer Festungsmauer der Stadt entstand, wo einst Feinde abgewehrt – bezwungen – wurden. Hier wollte August der Starke (1670-1733), Kurfürst von Sachsen, eine neue, weitläufige Schlossanlage aus Stein mit Gärten, Höfen und einer Orangerie errichten.
Gebaut wurde nur der Zwinger, zuerst dreiflügelig, später schloss ein vierter Flügel die Anlage, in der große Feste und auch Reiterspiele veranstaltet wurden.
Im Februar 1945 wurde der Prachtbau durch Bombenangriffe stark beschädigt, der Wiederaufbau begann schon im Herbst 1945. Heute beherbergt der Zwinger mit Wall- und Stadtpavillon, deutschem und französischem Pavillon den Mathematisch-Physikalischen Salon, die Porzellansammlung und die Staatliche Kunstsammlung Dresden, in der unter anderem die berühmte Sixtinische Madonna mit den zwei kindlichen Engeln von Raffael hängt.

Fondation Beyeler, Basel, 26.1. – 25. 5. 2025:
Nordlichter. 

70 Landschaftsgemälde aus Skandinavien und Kanada von Edvard Munch, Prinz Eugen, Hilma af Klint und vielen anderen aus den Jahren 1880 bis Ende der 1930er Jahre zeigen den Einfluß der nordischen Landschaften und ihrem Licht auf die Malerei der Künstler. Die Fondation Beyeler stellt viele dieser Künstler, die sich vor allem immer wieder mit den Wäldern und den Seenlandschaften um den Polarkreis auseinandergesetzt haben, erstmals in Europa aus. Zusätzlich zeigt die Fondation eine digitale Installation des dänischen Künstlers Jakob Kudsk Steensen mit dem Titel „Boreal Dreams“, in der er sich mit dem Einfluss der Klimakrise auf das Ökosystem in Nordeuropa beschäftigt.
Foto: Edvard Munch, Zugrauch, 1900, Öl auf Leinwand, 84,5 x 109 cm, Munchmuseet, Oslo
Foto: Munchmuseet / Halvor Bjørngård 

Kunsthalle Bremen
   
Vierunddreissig kunstinteressierte Bremer Kaufleute taten sich 1823 zusammen und gründeten den Kunstverein der Stadt, der 1843 schon 575 Mitglieder hatte und heute rund 9000 zählt. Stiftungen und Mäzene unterstützten den Bau der Kunsthalle am Ostertor, die der Bremer Architekt und Brauereibesitzer Lüder Rutenberg entworfen hat und die schon 1849 eröffnet werden konnte. Damit war der Kunstverein der erste in Deutschland mit einem selbst finanzierten Gebäude und einer eigenen, bis heute höchst sehenswerten Sammlung.
1902 wurde das Gebäude erweitert, und 2011 baute man zwei schlichte, moderne Seitenflügel an, in denen auch Atelier- und Seminarräume, Werkstätten und ein Depot Platz fanden. Ausserdem erhielt das Museum bereits damals Wärmepumpen und eine Photovoltaik-Anlage.
Foto: Kunsthalle Bremen

Museum für Kunst und Gewerbe, Hamburg, 13. Dezember – 4. Mai 2025:
Feuer und Flamme. 
Feuerzeuge der Sammlung Volker Putz
Das muss angsterregend und auch spannend gewesen sein, als der Mensch das erste Mal Feuer entfachte. 
Im Museum für Kunst und Gewerbe schaut man nun auf 2000 Jahre des Zündelns zurück und zeigt 300 Feuerzeuge aus der Sammlung des Hamburger Unternehmers Volker Putz, der mehr als 4000 zusammengetragen hat. Beginnend mit einem Feuerstahl aus dem 1. Jahrhundert, Reibradfeuerzeugen und elektrischen, und auch Raritäten wie einen Spazierstock mit integriertem Feuerzeug und einer Kombination aus Taschenmesser, Korkenzieher und natürlich einem Feuerzeug sind zu entdecken.
Das ist mal eine ungewöhnliche, aber durchaus sehenswerte Ausstellung.
Foto: Volta bzw. Fürstenberg Zündmaschine, Deutschland, 1780 von Volker Putz/ MKG

Palazzo Ducale, Urbino

 

Er gehört mittlerweile zum Weltkulturerbe, der Palazzo Ducale in der kleinen Renaissance-Stadt Urbino mitten in Italiens Marken. Erbaut wurde er im Auftrag des Grafen Federico da Montefeltro zwischen 1463 und 1472 vom Architekten Luciano Laurana, der den Palast mit Säulenarkaden im rechteckigen Innenhof und zwei Rundtürmen an der Westfassade verzierte. Besonders sehenswert ist das sogenannte „Studiolo“, ein nur 3,60 x 3,35 m großer Raum mit feinsten Intarsien, Trompe-l’oeil-Malereien und offenen Gittertüren, der als Arbeit- und Gebetsraum genutzt wurde.
Heute residiert im Palazzo Ducale die „Galleria Nazionale delle Marche“ mit einer der bedeutendsten Kunstsammlungen der Renaissance weltweit, darunter Gemälde von Raffael (1483-1520), dem berühmtesten Sohn der Stadt.
Foto: CO

Fondation Beyeler, Riehen bei Basel, bis 26.1.2025
„Einladung zur Reise“ – Henri Matisse

Als er – alt und gebrechlich wie er mit Anfang siebzig war – nicht mehr malen konnte, griff er zur Schere, und siehe da: Auch damit gelangen Henri Matisse wunderbare Meisterwerke. Sie sind der letzte Höhepunkt einer über fünf Jahrzehnte währenden Künstlerlaufbahn, die den Franzosen, der anfangs Jura studierte, bevor er während einer Krankheit anderen Sinnes wurde und beschloss, sich ganz der Kunst zu widmen, zu einem der Großen der Klassischen Moderne machte. Von den impressionistischen Anfängen über die aufregende Fauvisten-Phase bis hin zu den eleganten Scherenschnitten entstand ein Werk, das mit seinen Odalisken, Ornamenten und offenen Fenstern zu den schönsten und beglückendsten des 20. Jahrhunderts zählt. Gerade zu bewundern in der Fondation Beyeler bei Basel, die dem Meister in ihrem Haus mit gut 70 Arbeiten eine ebenso kleine wie feine Retrospektive widmet. PM
Foto: Beyeler

Designmuseum Helsinki   
Das Haus wurde 1895 vom Architekten Gustaf Nyström als Schule im neugotischen Stil errichtet – das Museum gibt es schon 150 Jahre. Doch erst 1978 konnte es diesen Prachtbau beziehen, seit 2002 heißt es Design-Museum. Gezeigt wird die Geschichte des finnischen Designs seit 1870, das Haus besitzt immerhin über 75.000 Objekte und 40.000 Zeichnungen, und immer wieder gibt es Sonderausstellungen..
Gerade läuft ein internationaler Wettbewerb für den Neubau eines Museums für Architektur und Design, das am Hafen nahe der alten Markthalle gebaut werden soll.  Das Ergebnis soll im September 2025 feststehen.
Foto: Design Museum

Kunsthalle, Lüneburg, noch bis 8.12.2024
Christo & Jeanne-Claude – wrapped,
Visionen in Skizzen, Collagen und Fotos

Wer 1995 den von Christo & Jeanne Claude verhüllten Reichstag oder 2021 den eingepackten Arc de Triomphe gesehen hat, der wird dieses Erlebnis sicher niemals vergessen. Kunst für jedermann, einfach so! Das war wirklich großartig.
Die Kunsthalle der kleinen aber sehr rührigen niedersächsischen Stadt Lüneburg zeigt jetzt viele der Arbeiten des Künstlerpaares Christo (1935 bis 2020) und Jeanne-Claude (1935 bis 2009) in Skizzen, Collagen und Fotos.
Foto: CO

Bunker St. Pauli, Hamburg

   
Nach Michel und Elphi hat Hamburg jetzt eine weitere Attraktion: den begrünten Bunker an der Feldstraße.
Er wurde 1942 von Zwangsarbeitern unter schrecklichen Bedingungen errichtet und war bisher ein hässliches Mahnmal, in dem seit 1990 ein Medienzentrum mit Ateliers und dem Musikclub Uebel & Gefährlich untergebracht ist.
Seit Anfang Juli ist der Bunker um fünf Stockwerke höher und so rund 40m hoch, beherbergt ein Hotel mit 134 Zimmern, ein Restaurant, eine Bar und ein Café und eben die Sensation eines 550 Meter langen „Bergpfads“, auf dem man rund ums Gebäude bis zur Dachterrasse spaziert. Bei der Begrünung des Weges spielten neben der Vielfalt der Pflanzen und deren Optik natürlich auch die schwierigen Wind- und Wetterverhältnisse, aber auch die Bedürfnisse unterschiedlicher Vögel und Insekten eine wichtige Rolle. Der Besuch ist kostenlos, der Aufstieg allerdings ist mit etwa 330 Stufen ziemlich mühsam. Einen Fahrstuhl gibt es nur für Hotelgäste und Behinderte.

Unteres Belvedere, Wien, noch bis 6.10.2024
Hannah Höch – Montierte Welten
 
Eine Schere und reichlich Kleister: viel mehr brauchte Hannah Höch (1889-1978) nicht, um sich für ihre Kunst ans Werk zu machen – und eine neue, ganz eigene Welt zu erschaffen. Vor allem Fotografien, ausgerissen aus Zeitungen und Zeitschriften, hatten es ihr angetan. Beherzt zerschnippelte sie die Bilder und kombinierte die Fragmente zu einer neuen, oft ebenso phantasievollen wie verblüffenden Wirklichkeit. So wurde die Tochter aus bürgerlichem Haus, die sich nach dem Ersten Weltkrieg der Dada-Bewegung anschloss, zur Miterfinderin der Collage; als die Nazis ihre Arbeiten als „entartet“ verfemten, zog sie sich fast völlig aus dem Kunstleben zurück und wurde erst nach 1945 allmählich wiederentdeckt. Das Untere Belvedere in Wien zeigt jetzt noch bis zum 9. Oktober mit vielen ihrer Collagen, aber auch Gemälden und Zeichnungen, welch originellen Beitrag die vielseitige Künstlerin zur Avantgarde geleistet hat. PM
Foto: Hannah Höch, Eule mit Lupe, 1945, Collage, Privatsammlung © Galerie Remmert & Barth; © Bildrecht, Wien 2024

Hundertwasser Bahnhof, Uelzen
 
Die Hansestadt Uelzen hat schon seit 1847 einen Bahnhof an der Strecke Hannover-Harburg. Als regionalen Beitrag zum Projekt der  Weltausstellung Expo 2000 in Hannover beschloß die Stadt, ihn in einen „Umwelt- und Kulturbahnhof“ zu verwandeln und beauftragte den Wiener Künstler Friedensreich Hundertwasser (1928 bis 2000) mit einem Konzept. Und so schuf der Maler, Architekt und Ökologe ein Beispiel für „natur- und menschengerechte Architektur“, wie es auf einer Tafel im Bahnhof heißt.
Das ursprüngliche 1888 errichtete Gebäude des Architeken Hubert Stier (1838-1907) stand unter Denkmalschutz, deshalb konnte Hundertwasser den Grundriss nicht verändern, er konnte nur das vorhandene umgestalten. So entschied er sich für bunte, runde Säulen, goldene Kugeln auf dem Dach, phantasievolle Mosaike aus Fliesen in schillernden Farben, Türmchen und Häuschen mit runden Ecken auf den Bahnsteigen und Bäumen auf den Dächern machen den Bahnhof zu einem Fest für die Augen. Also: Hinfahren, anschauen! 
Foto: Uelzen/CO

Kunsthalle Rostock, noch bis 8.9.2024
Der große Schwof

Hat da jemand gesagt, die DDR sei ein muffiger, langweiliger Spießer-Staat gewesen? In der Rostocker Kunsthalle ist noch bis zum 8. September zu besichtigen, dass etlichen „unserer Brüder und Schwestern im Osten“ durchaus der Sinn nach Spaß, Kurzweil und Vergnügen stand. Nicht gerade in aller Öffentlichkeit, aber privat, in Vereinen oder Kombinaten entwickelte man beträchtliche Phantasie und Tatkraft, um dem tristen Alltag zumindest für ein paar Stunden zu entkommen. Und so zeigen die rund 300 Fotos von „Der große Schwof“ und „Rostock tanzt“ lustige Paare, lockere Runden, mehr oder weniger standfeste Trinker und überhaupt jede Menge Kontrastprogramm zum offiziell verordneten Frohsinn.
Mehr feiern statt marschieren – ein bisschen attraktiver wäre der real existierende Sozialismus dadurch bestimmt geworden.
Mit dabei sind u.a. Bilder von Sibylle Bergemann, Ute und Werner Mahler, Roger Melis und Gerhard Weber. (PM)
Foto: Christian Borchert: Fasching im Rentnertreff