Der russische Schriftsteller Fjodor Michailowitsch Dostojewski (1821 – 1881) hat sechs große Romane, viele Novellen, Erzählungen und Essays hinterlassen, er gilt als einer der bedeutendsten Autoren Russlands. Seine Werke wurden in mehr als 170 Sprachen übersetzt.
Der Audio-Verlag bringt jetzt eine zehn-Stunden-Kassett , gelesen von den Schauspielern Leslie Malton, Eva Garg und Ignaz Kirchner, mit zehn CDs heraus. Unter anderen sind „Der Spieler“, „Weiße Nächte“ und „Die Sanfte“ zu hören. Die Kassette gibt einen umfangreichen Eindruck von Dostojewskis Werk, sie kostet 30 Euro und erscheint am 23. Juli 2021. Foto: Audio-Verlag

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Meldungen aus einem kleinen Land
Peter Meleghy berichtet aus Ungarn
Er lebt in Hamburg und Budapest und betreibt die Webseite www.ungarnaktuell.de , außerdem die beiden Literaturseiten www.phantastisch-realistische-literatur.de und www.ein-oscar-fuer-hitler.com
Tierische Flugkünstler; alte Sender, neuer Stil

Schwalbenkinder
Jedes Jahr im Mai schlüpfen in einem Versteck des romantischen Hinterhofs vor meinen Fenstern zwei Schwalben-Kinder.
Kaum auf der Welt, jagen sie einander mit sagenhafter Geschwindigkeit, machen Purzelbäume und andere akrobatische Darbietungen.
Wie ich allerdings in einer Bio-Sendung im Rundfunk höre, repräsentieren die beiden Flugkünstler zwei Millionen Verwandte – die in Ungarn fehlen.

Eine Rauchschwalbe
Denn: Die Schwalben machen nicht nur Purzelbäume in der Luft, sondern sie jagen und fressen auch im Flug. Am liebsten Mücken. Doch im Land zwischen Donau und Theiß herrscht Mückenangst. Also wird jedes Jahr im Mai in die frische Luft der feuchten Wälder mit Kanonen Mückengift geschossen.
Der Trost: Da in Budapest kein Waldlüftchen weht, und es kaum Mücken gibt, sprüht man hier kein Gift. So besteht die Hoffnung, dass nächstes Jahr wieder zwei Flugakrobaten vor meinen Fenstern auftauchen. Dazu habe ich mir von einem Ornithologen sagen lassen: Die Schwalben fressen nicht nur Mücken sondern alles, was sehr klein ist und fliegt.
Alte Sender, neuer Stil
Das alte kritische Klubradio wurde von den Rundfunkgeräten verbannt und ins Internet gezwungen, nun wird es technisch wie inhaltlich immer ungenießbarer. Die Zensur hat gewonnen.
Andererseits fallen mir – notgedrungen – neue und nicht ganz neue Sender mit aktuellen Inhalten auf. So das Inforadio. Zuerst stellte ich erfreut fest, dass es eine eigene Nachrichtenredaktion hat und nicht die staatlich hergestellten Neuigkeiten übernimmt – wie die meisten Sender. Inforadio opponiert nicht direkt. Es lässt Politiker der Opposition ans Mikrophon oder zitiert sie aus anderen Medien.
Unter den neuen, gänzlich anderen, gefällt mir Das verbotene Radio am besten. Ein überaus angenehmes, überraschendes, wunderbar feministisches, chaotisches Radio. Wunderbar, dass es sie gibt – die Frauen!
Fotos: wikipedia
„Wäre der Staat so, wie die Leute auf Querdenker-Demos behaupten, würden Querdenker-Demos nicht stattfinden. So einfach ist das.“
Der Philosoph, Autor und Honorarprofessor Richard David Precht in einem Interview mit dem Stern Nr. 15 vom 8. April.
Foto: wikipedia
Nachrichten aus einem kleinen Land

Unser Autor
Unser Kolumnist, der Ungar Péter Pál Meleghy, ist Autor vieler Reiseführer und Kochbücher und schreibt für verschiedene deutsche Zeitschriften. Er lebt in Hamburg und Budapest und betreibt die Website www.ungarnaktuell.de, außerdem die beiden Literaturseiten www.phantastisch-realistische-literatur.de und www.ein-oscar-fuer-hitler.com
Meinungsfreiheit
Hilfe aus der Heimat

Der Trainer Petry Zsolt
Der ungarische Fußballtrainer beim Berliner Verein Hertha BSC, Petry Zsolt, gab dem heimischen „Magyar Nemzet“ (Ungarische Nation) Anfang April ein Interview. Darin benutzte er derbe, rassistische Wörter und beschimpfte Homosexuelle.
Dafür wurde Zsolt sogleich aus dem Fußballklub entlassen – „wegen Verstoßes gegen die Werte des Klubs“, wie Geschäftsführer Carsten Schmidt, in einer Pressemitteilung begründete.
Wieder daheim, wurde Zsolt jedoch von höchster Stelle gelobt: „Er hat Recht!“ sagte Viktor Orbán, „Ungarn ist das Land der Meinungsfreiheit. Hier kann jeder seine Meinung sagen.“
Hatte der Ministerpräsident schon vergessen, dass er erst wenige Wochen zuvor dem oppositionellen „Klubradio“ die Sendelizenz hatte entziehen lassen?
Hilfe von ganz oben
Die katholische Kirche bekam von der ungarischen Regierung 2011, schon unter Viktor Orbán, alle Ländereien, Immobilien und Vermögen zurück, die im Sozialismus enteignet wurden.
Dafür beten die Gottesmänner täglich für Orbán, und zelebrierende Priester predigen sonntags für ihn, den guten Hirten des Landes Ungarn. So geschehen vor den Wahlen (2012) und zur Zeit auch wieder. Ob Gott wohl einverstanden ist?
Fotos: privat/Hertha BSC