Lebensgeschichten

Der Architekt und Designer Matteo Thun, geboren 1952 in Südtirol, ist sicher einer der Vielseitigsten seiner Zunft. Er hat nicht nur 1981 die epochemachende Gruppe Memphis mit Ettore Sottsass zusammen gegründet und war Professor an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien, er entwarf u.a. auch mit seinem eigenen Büro Uhren für Swatch und Vasen für Tiffany, baute ein Hotel in Venedig und eines in Hamburg.
Kein Wunder, dass ihn eine normale Biografie nicht interessierte – lieber erzählte er der Autorin Sherin Kneifl 72 Geschichten aus seinem Leben. So erfährt man in ihrem gemeinsamen Buch auch Privates über seine Kindheit in einem Schloss bei Bozen, wo im Winter aus Kostengründen nur zwei Zimmer geheizt wurden, über eine seiner Großtanten, die mit Max Ernst und Picasso befreundet war, oder über Karl Lagerfeld, der alle seine ersten Entwürfe für Memphis auf einmal kaufte. Sehr hübsch auch die Anekdote mit Keith Haring, der Thun in Mailand besuchte, bevor er so richtig berühmt wurde und in Thuns Lieblingslokal einen weißen Pasta-Teller mit Filzstift bemalte. Die Chefin Maria schimpfte, Matteo Thun empfahl ihr, das Geschirr aufzuheben. Heute ist es 20 000 Dollar wert.
So kurzweilig geht es weiter, und so ist auf knapp 200 Seiten ein wunderbares, interessantes, fröhliches Buch über ein außergewöhnliches Leben entstanden.

 

Sherin Kneifl: Matteo Thun – Stories 184 S., Callwey, 29,95 Euro. Foto: Callwey


 

Gut erkannt

Wir Menschen haben uns nicht zuletzt dadurch weiter entwickelt, weil irgendeiner eine Idee hatte, daraus eine Theorie formte und diese mit Experimenten veri- oder falsifizierte. Aber was ist überhaupt ein Experiment? Wie zum Beispiel bestimmte ein gewisser Eratosthenes im 3. Jahrhundert v.Chr. den Erdumfang? Und was bedeutete die Erfindung des Mikroskops im 17. Jahrhundert für die damalige Sicht auf verschiedenste Lebewesen?
Mit diesen Fragen beschäftigt sich das Buch des britischen Chemikers und Physikers Philip Ball. In sechs Kapiteln geht er u.a. den Fragen nach, wie die Welt funktioniert, was Licht ist und was das Leben. Insgesamt sechzig wegweisende Experimente quer durch die Geschichte der Naturwissenschaften beschreibt der Autor; jedes Kapitel ist angereichert mit Kurzbiografien der wichtigsten Wissenschaftler – darunter Galileo Galilei, Leon Foucoult, Marie Curie, Gregor Mendel, Albert Einstein. Spannend und absolut lesenswert.

Philip Ball: Experimente – Versuch und Irrtum in der Wissenschaft. 240 S., Haupt Verlag, 38 Euro.


 

Was für eine Gewimmel!

Falls Ihr Kind oder Ihr Enkel gerade sprechen lernt – also etwa drei Jahre alt ist -, dann ist dieses Buch eine wunderbare Hilfe. Die Wimmelbuch-Spezialistin Rotraut Susanne Berner hat herrliche Tag- und Nacht-Szenen in jeder Jahreszeit gezeichnet und wichtige Details aus jedem Bild darunter angeordnet und benannt. So kann das Kind die Objekte suchen und nebenher auch gleich das Schriftbild des Objekts kennenlernen. Und das funktioniert so gut, dass auch Deutsch lernende Menschen jeden Alters das Buch mit Gewinn lesen können.

Rotraut Susanne Berner: Das große Wörter-Wimmelbuch. 80 S., Gerstenberg 16 Euro

 


 

Was krabbelt denn da?

Sie fliegen, krabbeln, hüpfen und leben überall und sind damit die größte Tiergruppe weltweit geworden: die Insekten. In ihrem Büchlein hat die Illustratorin Nina Chakrabarti  Libellen und Bienen, Schmetterlinge, Käfer und viele andere gezeichnet und in kleinen Texten viel Wissenswertes über diese faszinierenden Tiere zusammen getragen. Zusätzlich erklärt sie, wie man etwa ein Insektenhotel ganz einfach selbst bauen kann. Empfohlen ist das hübsche Buch für kleine Menschen ab sechs – aber auch größere werden ihre Freude daran haben.

Nina Chakrbarti: Hallo Insekten – Ein kleiner Naturführer, 48 S., Laurence King Verlag 10,90 Euro. Ab 6 Jahren.

8. Juni bis 8. September, Stade: Nach München und Salzburg zeigen jetzt die Museen Stade das vielfältige Werk der italienischen Künstlerin, Aktivistin und Dozentin Marinella Senatore. Die heute 47-Jährige wurde mit dokumentarischen Filmen, Workshops und Communityprojekten international bekannt.

ab 28. Juni , Hamburg: In der Kulturkirche Altona wird die Ausstellung „Michelangelos Sixtinische Kapelle“ immer donnerstags bis samstags gezeigt. Die 34 Fresken wurden eigens hierfür fotografiert und so riesengroß gedruckt, dass jedes Detail genau zu sehen ist.

28. Juni 2024 bis 26. Januar 2025, München: Unter dem Titel „Andy Warhol & Keith Haring. Party of Life“ stellt das Museum Brandhorst 120 Arbeiten der beiden Freunde vor, die zum Teil gemeinsam entstanden sind.
Foto: Nan Goldin, Keith Haring & Andy Warhol at Palladium, 1985 © Nan Goldin, Courtesy Nan Goldin, New York

Dresden. Der Stadtrat hat einstimmig beschlossen, die ehemalige Robotron-Kantine zu kaufen und dort ein „Museum für zeitgenössische Künste“ einzurichten. Vom 7. Juni bis 5. Oktober 2025 wird dort erstmals im Rahmen der „Ostrale Biennale“  ausgestellt werden.

Bad Ischl, Österreich. Am 12. Juni eröffnet in den kaiserlichen Stallungen und im Marmorschlössl die Ausstellung „Ai Weiwei – Transcending Borders“ (bis 27.10.), für die der Künstler eine große Installation und zusammen mit der Keramikmanufaktur Gmundner kleinere Objekte geschaffen hat.

Kafka: Der Todestag des Dichters jährt sich am 3. Juni zum 100. Mal. Aus diesem Anlass gibt es jetzt seine drei unvollendeten Romane „Der Verschollene. Der Prozess. Das Schloss“ als Hörbuch gelesen u.a. von Peter Simonischek.

 

Lissabon. Den gesamten Juni wird in Portugals Hauptstadt auf Straßen und Plätzen zu Ehren des Schutzpatrons der Stadt, des Heiligen Antonius, mit Paraden, viel Musik und Tanz die „Festas de Lisboa“ gefeiert. Ein Highlight ist die Vermählung von – aus vielen Bewerbern ausgelosten – 16 Paaren, denn der Heilige Antonius ist auch der Patron der Liebenden.
Fotos: Veranstalter

Kunstpalast, Düsseldorf
   

kunstvoll nach oben

Diesen Palast muss man unbedingt besuchen. Die dreiflügelige Anlage um den Ehrenhof entstand 1926 und integrierte ein neobarockes Gebäude von 1902. 1999 gewann der Architekt Oskar Maria Ungers einen Wettbewerb und realisierte einen zentralen Kuppelbau mit zwei Skulpturenhöfen mit Glasdächern.
Durch die neueste Sanierung des Architekturbüros Sieber entstand in den letzten drei Jahren eine Folge von 49 Räumen, jeweils in einer anderen sanften Farbe gestrichen, in der 800 nach Themen geordnete Exponate aus elf Jahrhunderten gezeigt werden. Der durchgehende Holzfußboden, die vielen Fenster zum Innenhof und die zwei schicken Wendeltreppen, die die beiden Stockwerke verbinden, schaffen eine helle, freundliche Atmosphäre, in der man gern herumspaziert. Foto: CO

Bucerius Kunst Forum, Hamburg, 15.6. bis 22.9.2014
Watch!Watch!Watch! Henri Cartier-Bresson

Der Franzose Henri Cartier-Bresson (1908 bis 2004) begann 1930 zu fotografieren und wurde schnell bekannt für seine ungewöhnlichen, ganz auf die Magie des Augenblicks konzentrierten Schwarzweißbilder. So fotografierte er bei der Krönung Georgs VI. in London, war im Spanischen Bürgerkrieg dabei, schloss sich 1943 der Résistance an und nahm die geschlagenen deutschen Truppen 1945 beim Abzug auf. 1947 gründete er zusammen mit Robert Capa und anderen die Fotoagentur Magnum mit Sitz in New York. In den nächsten Jahren reiste er nach Indien, China, Indonesien, Mexiko, Kuba und auch in die Sowjetunion und brachte beeindruckende Reportagen mit.
Das Bucerius Kunst Forum zeigt jetzt 240 Aufnahmen aus den Jahren 1930 bis 1970; auch seine intimen Porträts von Coco Chanel, Simone de Beauvoir oder Henri Matisse sind zu sehen. Foto:  Henri Cartier-Bresson: Washington, USA, 1957, © 2024 Fondation Henri Cartier-Bresson / Magnum Photos

 

Der schönste Parkbewohner

Sie schreien ziemlich laut und klingen wie kleine Kinder, die Pfauen im herrlichen Park „Campo Grande“ mitten in Valladolid, der schon 1877 angelegt wurde, 115 000 qm groß ist und bevölkert mit zutraulichen Eichhörnchen, schlanken Tauben, schnatternden Enten, schwarzen Schwänen und eben lautstarken Pfauen. Der Campo ist dreieckig mit einer breiten, gepflasterten Mittelachse, von der links und rechts geschwungene Wege abgehen, die zu einem kleinen See, zwei kunstvollen Brunnen, einem Spielplatz, einer winzigen Bühne und der Voliere für die Tauben führen. Überall stehen Bänke unter den dicht belaubten hohen Bäumen und zwischen den bunt bepflanzten Beeten.
Aber die einstige Hauptstadt des Königreichs Kastilien hat natürlich noch viel mehr zu bieten. Verlässt man den Campo in Richtung „Plaza Mayor“ steht man sofort auf der „Plaza de Zorrilla“ mit einem großen Brunnen und der Statue des Poeten José Zorrilla (1817 bis 1893), der in Valladolid geboren wurde. An der einen Seite des Platzes befindet sich die „Academia de Caballeria“, ein imposantes Gebäude mit Türmen, Zinnen und Rundbögen in dem heute das Militärmuseum untergebracht ist. Auf der anderen Seite steht die „Casa Mantilla“, ein riesiges Haus von 1891, mit Gußeisenskelett, einer Bauweise, die damals ganz neu war, schönen Dekorelementen an der Front und dem allerersten Aufzug, der in Valladolid installiert wurde.
Durch die „Calle de Santiago“, einer Fußgängerzone mit vielen Geschäften, geht es jetzt zum Plaza Mayor. Falls Sie Lust haben ein wenig zu shoppen, in der Straße gibt es neben einigen Filialen von bekannten Ketten auch mehrere kleine Geschäfte mit besonderem Angebot. Außerdem bemerkenswert: etliche schöne Backsteinbauten und Jugendstil-Fassaden.

Prost auf der Plaza Mayor

Und dann: die Plaza Mayor!  Der große, rechteckige Platz entstand Ende des 16. Jahrhunderts nach einem großen Brand, er gilt als Vorbild für viele andere Plätze Spaniens, zum Beispiel denen in Salamanca und Madrid. Das Rathaus „Casa Consistorial“ wurde 1908 gebaut, gegenüber steht heute das Theater Zorrilla, dort war einst ein Kloster, in dem Christoph Kolumbus 1506 starb.
Rund um den Platz kann man unter Arkaden wandeln; man sollte sich aber auf jeden Fall einen Tisch vor einem der vielen Cafes und Restaurants suchen und dem Treiben zuschauen. Es gibt hier immer etwas zu entdecken.
Wenn es dann Abend wird und Sie allmählich Hunger bekommen, dann sollten Sie durch die „Calixto Fidez de la Torre“ in Richtung „Plaza Marti y Monso“ schlendern und sich eins der vielen Tapas-Restaurants ausgucken, die Tapas sind überall so lecker! Aber Achtung: Vor 20 Uhr gibt es nichts!

Die unvollendete Kathedrale

Falls es noch nicht Abend ist, geht man am besten durch die  „Calle Ferrari“ bis zur Kathedrale von 1580, die unvollendet blieb, weil Madrid Hauptstadt Spaniens wurde und das Geld in Valladolid für den Weiterbau fehlte.
Hinter der Kirche kommt man auf die „Plaza de la Universidad“, wo ein paar Bänke zum Ausruhen einladen. Die Universität ist eine der ältesten in Europa, sie soll bereits 1212 gegründet worden sein und wurde 1346 von Papst Clemens VI. anerkannt. Heute studieren dort mehr als 30 000 junge Menschen, die von 2000 Lehrenden ausgebildet werden. Das bedeutet natürlich auch, dass die Stadt überaus lebendig ist und die Bars und Kneipen gegen Abend gut besucht sind. Also schnell, sichern Sie sich einen guten Platz!
Fotos: CO

„Sie sollen mir widersprechen in der Sache und mir nicht unterstellen, ich hätte von Tuten und Blasen keine Ahnung, weil ich schon ein paar Jahre älter bin und ein bisschen mehr mitbekommen habe als die Jüngeren.“

Der ehemalige Bundestagspräsident Wolfgang Thierse, 80, in dem Gespräch „Das geht mit 81“ mit der Ex-Politikerin Gesine Schwan, 80, der Ärztin Irmela Müller- Stöver, 80, und Mister Tagesthemen Ulrich Wickert, 81, in der „Zeit“ vom 21. März 2024.
Foto: Wolfgang Thierse

Unser Lieblings-Cartoonist Peter Butschkow, der in Berlin geboren wurde und heute in Nordfriesland lebt und arbeitet, hat auch Erfahrungen mit dem Home-Office.

Cartoon-Abdruck kostenpflichtig www.peter-butschkow.de 

 

Superbude, Hamburg

Luxus? Nein, aber lebendig , lässig und ziemlich lustig geht es in den drei Hamburger Superbuden zu. In den Stadtteilen Altona, St. Georg und St. Pauli ist eben immer was los. Die Zimmer sind alle phantasievoll und praktisch eingerichtet, große Familienzimmer für bis zu sechs Personen kann man auch bekommen, das reichhaltige, gesunde Frühstück kostet 15 Euro. Auf der Website kann man sich schon mal Tipps für den Hamburg-Besuch anschauen, sogar eine hilfreiche Packliste ist vorhanden. DZ ab ca 80 Euro. Foto: Superbude

Plätze für die Seele

Welcher Ort für jemanden zum „Soul Place“ wird, ist natürlich ganz individuell. Der eine braucht tiefe Stille oder fröhliche Lebendigkeit, der andere beeindruckende Architektur oder großartige Natur. Der Verlag Reise Know How hat sich das zum Prinzip für seine Reiseführer gemacht. In diesem gibt der Autor Dr. Andreas Drouve, gelernter Germanist, Hispanist und Völkerkundler, seine spanischen Seelenplätze preis – achtzig an der Zahl.Dazu gehören so bekannte wie La Seu, die Kathedrale in Palma de Mallorca, oder Ronda, die kleine Stadt mit dem großen Canyon, aber auch einsame Buchten im Naturpark Cabo de Gata-Nijar oder der Friedhof von Alcoi. Jedem Platz ist eine Doppelseite gewidmet mit Fotos, ausführlicher Beschreibung und Begründung, warum es ein Soul Place ist, und außerdem hilfreichen Adressen, Webseiten und Terminen. In einer Übersichtskarte sind alle „Soul Places“ eingezeichnet – man muss also nur noch hinfahren.

Andreas Drouve: Soul Places Spanien– Die Seele Spaniens spüren. 192 S., Reise Know How, 20 Euro. Foto: Reise Know How


 

Was für Frauen!

Der Tod der jungen Iranerin Jina Mahsa Amini am 16. September 2022 im Gewahrsam der Sittenpolizei hat weltweit heftige Reaktionen ausgelöst. Unter dem Motto „Frau, Leben, Freiheit“ gab es überall Demonstrationen gegen das iranische Regime. Auch hier in Deutschland. 
Die in Berlin lebende iranische Modemacherin Leyla Piedayesh traf auf den Demos viele starke Iranerinnen, die sich vernetzen und etwas tun wollten, um die kämpfenden Frauen im Iran zu unterstützen. So entstand dieses Buch, für das Porträts von 18 in Deutschland lebenden Frauen mit iranischen Wurzeln (und einer mit kurdischen Wurzeln) zusammen getragen wurden. Die Autorin Stefanie von Wietersheim hat die Frauen interviewt und beschreibt ausführlich ihren Werdegang, ihre politischen Ansichten, ihr heutiges Leben und ihre Hoffnungen für den Iran. Die Fotografin Neda Rajabi, die auch porträtiert wird, hat einfühlsame Fotos der Frauen und ihrer privaten Lebenswelten beigesteuert.
Jedes Porträt ist angereichert mit einer Playlist der gegenwärtigen Lieblingssongs, mit einem Rezept für eine persische Spezialität und einigen Fragen, die jede der Frauen beantwortet hat.
Mit dabei sind bekannte Frauen wie die Schauspielerin Jasmin Tabatabai und die Frankfurter Bürgermeisterin Nargess Eskandari-Grünberg, die Journalistinnen Natalie Amiri, Shila Behjat und Sharazad Eden Osterer und auch zwei Physikerinnen, die jetzt ein Food Lab betreiben, die Zwillinge Sahar und Forough Sodoudi.
Die anrührenden Geschichten über diese phantastischen Frauen sind außerordentlich lesenswert, sie machen Mut und Hoffnung auf eine Reise in das wunderbare Persien – irgendwann ohne Ajatollahs.

Leyla Piedayesh, Stefanie von Wietersheim: Irans Töchter. 272 S., Callwey 29,95 Euro 
Foto: Callwey

 


Echt unterirdisch!

Ganz schön was los unter der Erde. Rund um den Globus hat die Natur dort im Laufe von Jahrmillionen höchst bemerkenswerte Kreationen hervorgebracht: Höhlen, Vulkane oder Grotten. Und seit etlichen Jahren hat sich auch der Mensch unterirdisch zu schaffen gemacht, hat prunkvolle Gräber errichtet, Tunnel gebaut und prächtige U-Bahnstationen. 17 solcher spektakulären Orte stellen der Journalist Volker Mehnert und die Grafikerin Claudia Lieb in diesem großformatigen Bilderbuch vor – eine spannende, faktenreiche Reise durch Kontinente und über Meere, von Island (Vulkan) über Ägypten (Königsgräber) bis nach Neuseeland (Glühwürmchengrotte). Schade nur, das jedes Ziel mit einer Doppelseite auskommen muss, und manche Details hätte man auch gern fotografiert statt gezeichnet gesehen. Bei dem 18. Ort allerdings, den das Duo mit aufgenommen hat, blieb ihm nichts anderes übrig: Von der Hölle sind bislang keine Fotos aufgetaucht. PM

Volker Mehnert/Claudia Lieb: Unterirdische Wunderwelten 40 S., Gerstenberg 28 Euro.
Foto: Gerstenberg


Potsdam/Hamburg. Sage noch einer, Kunst sei eine Sache für kleine Minderheiten: Die Ausstellung „Caspar David Friedrich – Kunst für eine neue Zeit“ in der Hamburger Kunsthalle  wurde von sage und schreibe 325 000 Interessierten besucht. Und im Potsdamer Museum Barberini  hat man bei der Schau „Munch Lebenslandschaft“ immerhin 184 600 Besucher gezählt. Eigentlich kein Wunder – Kunst macht offensichtlich viele Menschen glücklich.

9. bis 12. Mai, Hamburg: Und schon wieder feiert der Hafen Geburtstag, diesmal ist es der 835. Wie immer darf man sich auf Schiffsparaden, ein Schlepperballett, ein Feuerwerk, eine Licht-, Musik- und Drohnenshow und jede Menge kulinarischer Überraschungen freuen.
12. Mai, Muttertag: Wer noch eine kleine Aufmerksamkeit für die Mutter sucht, der wird bestimmt bei Gmundner Keramik  fündig. Wie wäre es denn zum Beispiel mit der „Herzerl“ – Schale? Foto: Gmundner
noch bis 24 November, Venedig: Zum 60. Mal findet die Biennale in der Lagunenstadt www.labiennale.org statt und gibt eine Übersicht über zeitgenössische Kunst aus aller Welt in Länder-Pavillons .

Unter vielen, vielen anderen neuen Möbeln zeigte man im April auf der Mailander Möbelmesse auch diese Neuigkeiten:

Driade:  „Freeze me“ nennt die slowenische Designerin Nika Zupanc ihre Kommode mit Spiegel, die es auch in Weiß und Schwarz gibt.
Cor:Das neue Sofa des Designstudios „Altherr Désile Park“ ist nach einer Wüsten-Oase benannt: „Siwa“ soll die Wohlfühlinsel im Wohnraum sein.
Item Amsterdam:  Der Barschrank feiert sein Comeback! Der lustige Schrank von „Studio Roderick Vos heißt „Belly“ und bekennt sich zu einem Bierbauch.
Made in Ratio: Den aus einem Stück Sperrholz unter Dampf geformte Sessel „Cowrie“ hat der tasmanische Designer Brodie Neill erdacht.
Fatboy:  „Fred’s Stuhl“ ist für draußen konzipiert, er ist aus Aluminium, stapelbar, mit oder ohne Armlehnen zu haben, und in der Sitzfläche läßt ein Schlitz den Regen ablaufen. Und lächelt dabei!
Fotos: Hersteller

Caricatura Museum, Frankfurt

Das Museum für Komische Kunst residiert im Leinwandhaus von etwa 1400, einem der ältesten Profanbauten Frankfurts, der aussieht wie ein Schlösschen mit Zinnen und Türmchen. Über die Jahrhunderte diente es dem Tuchhandel, war mal Gericht und Gefängnis, mal Lazarett oder Schlachthaus, mal lebten dort Stadtschreiber oder Geisteskranke, und zeitweise gab es hier ein Stadtmuseum oder eine Galerie. Im Krieg schwer zerstört, wurde es schließlich 1984 wieder aufgebaut. Für den gelungenen Umbau zum Museum bekam das Architekturbüro Diezinger + Kramer 2011 den „best architect award“.
Im Erdgeschoss gibt es jetzt eine 250qm große, 6m hohe Halle mit einer rustikalen Holzdecke und einer Galerie mit Glasvitrinen. Im Obergeschoss befindet sich ein wunderschöner Saal mit sieben, sehr hohen Fenstern, durch die man auf den Dom schaut. Foto: Caricatura

16.5.2024 bis 16.2. 2025, Humboldt-Forum: 
Hin und Weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart

Erichs Lampenladen

Der Palast der Republik, der Stolz der DDR,  stand einst, wo heute das Humboldt Forum steht, und dort wird jetzt die Geschichte des Palastes in einer Ausstellung dokumentiert. Mit 300 Exponaten erinnert man – von der Planung und Errichtung (1973-76) über die Nutzung für Kulturveranstaltungen und als Sitz der Volkskammer bis zum Abriß 2008 – an „Erichs Lampenladen“, wie der üppig illuminierte Bau in Erinnerung an den seinerzeitigen Staatsratsvositzenden Erich Honecker spöttisch genannt wurde. Zu sehen sind Entwürfe, Modelle, Plakate, Fotos und auch das Gemälde „Die rote Fahne“ von Willi Sitte. Außerdem kann man sich 50 Interviews anhören mit Menschen, die im Palast gearbeitet, ihn besucht oder aber bewusst gemieden haben.
Foto:  Treppe hinter dem Eingang zum Palast der Republik am Marx-Engels-Platz,© bpk / Herbert Fiebig

Er stand nicht weit entfernt, als am 10. Mai 1933 seine Bücher – bis auf „Emil und die Detektive“ – in Berlin öffentlich verbrannt wurden. Trotzdem glaubte Erich Kästner (1899-1974) immer noch, der nationalsozialistische Spuk würde „vielleicht ein paar Monate dauern, höchstens ein Jahr“. Ein Irrtum, der die Karriere des damals schon berühmten Autors für über ein Jahrzehnt beendete. 
Kästner wurde in Dresden in kleinbürgerliche Verhältnisse geboren. Mit 18 Jahren musste er zum Militärdienst, von der harten Ausbildung blieben ihm eine lebenslange Herzschwäche und Wut aufs Militär. Von 1919 bis 1927 studierte er in Leipzig Geschichte, Germanistik, Philosophie und Theaterwissenschaften und schloss mit dem Dr. phil. ab. Sein Studium finanzierte er sich durch Artikel für das Feuilleton der Neuen Leipziger Zeitung und als Theaterkritiker. 1927 zog er nach Berlin und begann als Journalist für Tageszeitungen und die Zeitschrift „Weltbühne“ zu arbeiten. 1928 veröffentlichte Kästner sein erstes Buch mit Gedichten aus seiner Leipziger Zeit. Sein erstes Kinderbuch „Emil und die Detektive“ erschien 1929 und wurde allein in Deutschland zwei Millionen Mal verkauft und bis heute in 59 Sprachen übersetzt. Weil er mit der Verfilmung des Buches unzufrieden war, begann er auch Drehbücher zu schreiben.
1933 entschied sich Kästner – aus bis heute nicht ganz geklärten Gründen – gegen eine Emigration und veröffentlichte bis zum Kriegsende in der Schweiz und in Deutschland unter Pseudonym, etwa das Drehbuch zu dem Film „Münchhausen“ der Ufa unter dem Namen Berthold Bürger.
Nach dem Krieg zog er nach München und schrieb für Zeitungen, fürs Kabarett und für den Hörfunk, verfasste Lieder, Hörspiele, Reden und Aufsätze. Sein Kinderbuch „Konferenz der Tiere“ erschien, und er trat als Erzähler bei der Verfilmung seines Buches „Das doppelte Lottchen“ auf. Seit jeher ein engagierter Zeitkritiker, lehnte er die Militarisierung der Bundesrepublik ab und hielt Reden bei Ostermärschen.
Am 29. Juli 1974 starb Erich Kästner und wurde in Bogenhausen beigesetzt.

Seine Heimatstadt Dresden erinnert jetzt zum 125. Geburtstag an ihren großen Sohn mit vielen Veranstaltungen , z.B. einem Konzert am 5. Juni in der Semper Oper, einer Rallye für 450 Drittklässler am 18. Juni und am 19. Juni mit der Uraufführung des Musiktheaterstücks „Kennst Du das Land, wo die Optionen blühn?“
Mehr Veranstaltungen im ganzen Jahr finden Sie auf  www.dresden-kulturstadt.de 
Foto: wikipedia

„Das Kino formt Erinnerungen – und Erinnerungen formen die Geschichte.“

Der ukrainische Regisseur Mstyslaw Tschernow über die Macht des Films in seiner Dankesrede bei der Oscar-Verleihung am 10. März in Hollywood. Den Preis erhielt er für seinen Dokumentarfilm „20 Days in Mariupol“. Zitiert in der SZ vom 11.März 24. Foto: Wikipedia

Unser Lieblings-Cartoonist Peter Butschkow, der in Berlin geboren wurde und heute in Nordfriesland lebt und arbeitet, hat ein neues Buch veröffentlicht, in dem er sich die Mühen des Alters vornimmt: Influencer und Impfgegner, WhatsApp und Zigeunerschnitzel, TikTok und Fremdschämen.  Caren Hodel hat ein paar lustige Texte beigesteuert.

Cartoon-Abdruck kostenpflichtig www.peter-butschkow.de 

 

H2 Hotel, Leipzig

Direkt am Hauptbahnhof finden Sie das schlichte, aber praktische Hotel, in dem es auch Familienzimmer gibt. Die Doppelzimmer sind 20qm groß, die Bäder klein, aber intelligent eingerichtet. Das Frühstücksbüfett ist erstaunlich vielfältig mit Rührei und frischem Schnittlauch, Müsli mit Nüssen, frischem Obstsalat und verschiedenen Joghurtsorten. Zum Messegelände fährt um die Ecke eine Straßenbahn ab, in die Innenstadt zur Thomaskirche, den Passagen und Museen kann man wunderbar zu Fuß gehen. DZ ab ca 100 Euro.  Foto: H2 Hotel

Welche Pracht

„Für Cottage-Gärten“, schreibt der britische Fotograf und Autor Mark Bolton, „gibt es keine Regeln…..jeder kann so einen wilden, bescheidenen und genügsamen Garten gestalten“. Damit wir Leser aber doch ein bisschen Hilfe bekommen, hat Bolton dieses Buch gemacht. Darin erläutert er, wie er seinen kleinen Garten angelegt und mit viel Geduld zu großer Pracht gebracht hat. Er nimmt uns mit durchs Gartenjahr, erklärt, was wann gemacht werden muss, empfiehlt Werkzeuge und Pflanzgefäße, wirbt für einen Schuppen und einen Komposthaufen, und nicht zuletzt gibt der Fotograf Tipps, wie man sein Paradies im Bild festhält. Ergänzt wird der üppige Band mit vier Reportagen anderer Gärten und einem ausführlichen Pflanzenregister.
Ein Buch zum Schwelgen – auch für Balkonbesitzer.

Mark Bolton: Ich träume von einem Cottage-Garten 224 S., Callwey, 39,95 Euro. Foto: Callwey

 
Welche Freude

Ach, was waren das für Zeiten, als das Glück von Abermillionen Musikfans in einer 30 mal 30 Zentimeter großen Papphülle steckte, die man ebenso stolz wie sorgsam nach Hause brachte, dort noch mal eingehend das Bild vorne drauf betrachtete, um dann eine runde Scheibe hervorzuziehen und sie vorsichtig auf einen Plattenteller zu legen und dann…Vorbei. Schon mit der CD begann die Marginalisierung der Musik, und heute wird ja fast nur noch gestreamt. Aber halt: Weil Totgesagte bekanntlich länger leben, hat die Schallplatte eine – wenn auch in kleinem Rahmen – veritable Wiederauferstehung erfahren. Nachzulesen in diesem Buch, das zum einen die spannende Geschichte der schwarzen Scheibe erzählt und zum anderen ihren aktuellen, höchst vitalen Stand beschreibt. Text und Layout kommen zwar immer mal wieder reichlich unbeholfen daher, aber dennoch ist der Band eine liebevolle Hommage an ein offensichtlich unsterbliches Medium.

Into The Groove. Vinyl-Kult: Die Geschichte der Schallplatte.192 S. Prestel. 36 Euro. Foto: Prestel