Erinnert sich noch irgendjemand daran, was für eine unglaubliche Sensation der Film „Blow Up“ 1966 war? Diese geheimnisvolle Atmosphäre, erotisch aufgeladene Bilder und das Lebensgefühl der sogenannten Beat Generation – das alles war neu und unheimlich aufregend. Aber der Film des Regisseurs Michelangelo Antonioni beschäftigte sich auch mit den unterschiedlichen Genres der Fotografie – von der Sozialreportage über Modeaufnahmen bis hin zur Abstraktion wurde alles thematisiert.
Jetzt hat sich die Albertina höchst spannend mit „Blow Up“ auseinander gesetzt und zeigt etwa 250 Werke – Fotografien aus dem Film und ihn zitierende Bilder aus dem London der Swinging Sixties und Gemälde, die im Film vorkommen.
Ausstellungen
Als der französische Maler, Zeichner, Grafiker und Bildhauer Henri Matisse (1869 bis 1954) in seinen letzten Lebensjahren schwer krank war und nicht mehr malen konnte, begann er mit einer radikalen Reduktion seiner Kunst in Form von Scherenschnitten. Dazu ließ er seine Assistenten Papierbögen mit monochromer Gouachefarbe bemalen und schnitt daraus Figuren und freie Formen. Eines seiner ersten Künstlerbücher entstand daraus 1947, das Buch „Jazz“.
Der chinesische Konzeptkünstler Ai Weiwei, geboren 1957, gilt in seiner Heimat als „provokanter Mensch“. Er wurde im April 2011 verhaftet, weil er Steuern hinterzogen haben soll, und kam im Juni mit strengen Auflagen und gegen Kaution frei. Der Künstler ist mittlerweile Mitglied der Akademie der Künste und Gastprofessor der Universität der Künste in Berlin.
Was für eine interessante Idee: Seit wir reisen, lernen wir Hotelzimmer und Lobbies, Speisesäle und Bars, Treppenhäuser und Tiefgaragen und viele fremde Menschen aus den unterschiedlichsten Kulturen kennen. Kein Wunder also, dass sich Künstler immer wieder diesem Thema angenommen haben.
Expressionismus in Deutschland und Frankreich. Er gilt als Gegenbewegung zum französischen Impressionismus und als Weiterentwicklung der Klassischen Moderne französischer Künstler wie Vincent van Gogh, Paul Gauguin und Henri de Toulouse-Lautrec: der deutsche Expressionismus. Das Kunsthaus Zürich zeigt jetzt mit 107 Meisterwerken, wie sich 37 deutsche Maler mit ihren französischen Kollegen auseinandergesetzt haben. Vertreten sind etwa Franz Marc, Wassily Kandinsky, Ernst Ludwig Kirchner, August Macke, Erich Heckel, Kees van Dongen, deren Werke Anfang des 20. Jahrhunderts in damals wegweisenden Ausstellungen gezeigt wurden. Zusätzlich kann man historische Materialien wie Quellentexte, Fotografien und Pressestimmen anschauen. Leihgeber für diese Ausstellung, die anschließend nach Los Angeles und Montreal reist, sind u.a. die Britische Tate in London, das Metropolitan Museum in New York, das Musée d’Orsay in Paris und die Nationalgalerie in Berlin. In dem umfangreichen Katalog findet man 200 Farbabbildungen und mehrere Essays führender Experten.
Werke aus dem Nachlass Heiner Hesse. Der Literatur-Nobelpreisträger Hermann Hesse – er bekam den Preis 1946 – war nicht nur ein rebellischer Jugendlicher, er litt auch schon früh an Depressionen, gegen die ihm ein Arzt das Malen empfahl. Als er nach dem Ende seiner ersten Ehe ins Tessin zog, wo er bis zu seinem Lebensende 1962 lebte, beschäftigte er sich intensiv mit dem Aquarellieren und Zeichnen in der Natur. 1918 begann er dann auch seine Gedichte zu illustrieren. Schon 1920 konnte er seine Aquarelle erstmals in der Basler Kunsthalle zeigen, und 1922 hatte er zusammen mit Emil Nolde eine Ausstellung in Winterthur.
Vollständig heißt die Ausstellung: Kunst & Textil – Stoff als Material und Idee in der Moderne von Klimt bis heute . Textilien begleiten den Menschen, seit er sein Fell verloren hat oder aus dem Paradies vertrieben wurde, ganz wie man möchte. Kein Wunder also, dass das Textile auch in der Kunst eine wichtige Rolle spielt, selbst wenn vieles lange Zeit als Kunsthandwerk abgetan wurde. In Wolfsburg wird jetzt mit 200 Exponaten von über 80 bekannten und 60 anonymen Künstlern der Bedeutung von Stoffen in der modernen Kunst vom Jugendstil bis heute nachgespürt. Gezeigt werden dabei Abbildungen von Stoffen zum Beispiel in Gemälden von Edgar Degas oder Gustav Klimt, aber auch Objekte oder Aktionskunst aus oder mit Stoff, wie die Strickbilder von Rosemarie Trockel, die Fluxus-Kunst von Joseph Beuys und Webarbeiten von Mies van der Rohe und Lilly Reich. Spannender kann eine Ausstellung eigentlich kaum sein. Kunstmuseum Wolfsburg, Di bis So, 11 – 18 Uhr, Eintritt 8 Euro.…
Seit wenigen Monaten ist das Museum Ludwig im Besitz des Gemäldes „Sympathische Kommunistin“ von Martin Kippenberger (1953 bis 1997), das er 1983 gemalt hat und das dank einer Schenkung und Spenden aus der Sammlung Dr. Werner Peters erstanden werden konnte. Es gilt als eines der wichtigsten Werke des Künstlers und wird jetzt im Rahmen der Ausstellung „Not Yet Titled“ gezeigt. Neben anderen Neueinkäufen und vielen Bildern, Objekten und Installationen aus dem Depot soll auch eine teilweise Neuhängung einen frischen Blick auf die Sammlung des Museums ermöglichen. Mit dabei sind Werke von Barbara Kruger und Michael Heizer, von Hans Haacke und Kai Althoff und anderen Künstlern der Moderne. Museum Ludwig, Di – So 10 bis 18 Uhr, jeden ersten Do im Monat 10 bis 22 Uhr, Eintritt 10 Euro . Foto: Museum Ludwig…
Für die legendäre Designer-Gruppe Memphis in Mailand entwarf der japanische Designer Shiro Kuramata (1934 bis 1991) von 1981 bis 1984 einige Aufsehen erregende Möbel und wurde dadurch auch international bekannt. 1965 hatte er in Tokio sein eigenes Büro gegründet und in den ersten Jahren Bars und Restaurants in seiner Heimat eingerichtet. 1977 stellte er mit dem s-förmig geschwungenen „Drawer in an irregular Form“ ein ganz und gar ungewohntes Möbel vor. Gern experimentierte er mit neuen Materialien, so ließ er für seinen Stuhl „Miss Blanche“ rote Papierrosen in Acryl gießen und vernickeltes Streckmetall zu seinem Sessel „How High the Moon“ formen. Für Modemacher Issey Miyake gestaltete er Boutiquen in Paris, Tokyo und New York.
Die beiden großen, gegensätzlichen Kunstrichtungen zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren der Expressionismus und der Konstruktivismus. Neue Menschen in neuen Gesellschaften wollten beide schaffen, aber die Expressionisten kämpften für die persönliche Freiheit jedes Menschen, die Konstruktivisten sahen den einzelnen als Teil eines Ganzen.
Das Museum in Leiden versucht in seiner Ausstellung „Utopia“ diese Gegensätze anhand von Gemälden, Filmen, Architektur, Tanz, Theater, Design und Fotografie darzustellen. Mit dabei sind Künstler wie Max Pechstein, Fernand Léger, Theo van Doesburg, El Lissitzky, Bruno Taut und Wenzel Hablik.
Museum de Lakenhal, Di bis Fr 10 – 17 Uhr, Sa, So und feiertags 12 – 17 Uhr, Eintritt 7,50 Euro, Foto: Wenzel Hablik/Museum de Lakenhal.…
Paul Gauguin reiste 1891 in die Südsee, um Unbekanntes, nie Gesehenes zu erleben und so neue Impulse für seine Kunst zu bekommen. Paul Klee und August Macke zog es wenig später nach Tunis, wo sie das „klare, körperlose“ Licht Nordafrikas für ihre Bilder entdeckten. Der Däne Jacob Kierkegaard reiste 2006 nach Tschernobyl und fotografierte unbewohnbare, zerfallende Räume; der Deutsche Thomas Ruff griff für seine „ma.rs-Serie“ auf Nasa-Material zurück und verfremdete es. Alle diese Künstler haben Neues entdeckt oder einen neuen Blick auf Vorhandenes getan, sie alle haben Neuland betreten.
„Die Farben waren mir ein Glück“, hat Emil Nolde (1867 bis 1956) einmal über seine Anfänge gesagt. Schon als kleines Kind malte er mit Holunderbeer- und Rote-Beete-Saft, bis er endlich den ersehnten Tuschkasten bekam. Zeit seines Lebens hat er mit Farben experimentiert, ihre Wirkung auf einander und abhängig vom Untergrund und den unterschiedlichen Lichtverhältnissen studiert. Auch seine Reisen in Europa und nach Japan, China und in die Südsee haben seinen Umgang mit Farben stark beeinflusst. Das Museum Frieder Burda zeigt jetzt 58 Ölgemälde und 22 Aquarelle von seinen Anfängen bis zum Spätwerk. Mit dabei sind auch einige „ungemalte Bilder“, die während seines Malverbots zur Zeit des Nationalsozialismus heimlich in seinem Atelier in Seebüll entstanden sind.
Der Amerikaner Louis Isadore Kahn (1901 bis 1974) war Sohn estischer Einwanderer, lebte in Philadelphia und arbeitete als Architekt, Stadtplaner und Hochschullehrer. Er gilt als einer der Vordenker moderner Architektur, der zum Beispiel schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts Wert auf lokale Ressourcen legte. Die Vitra-Retrospektive ist in sieben Ausstellungsbereiche unterteilt, in denen mit 60 Architekturmodellen, 70 Originalzeichnungen, Reiseskizzen, Fotos und Filmen seinem bewegten Leben, seinen Reisen und seinen verschiedenen beruflichen Bereichen nachgespürt wird. Seine Lehrtätigkeit in Yale und Philadelphia wird dokumentiert, seine Entwürfe für die City seiner Heimatstadt, seine Gartenplanungen, die er als Fortsetzung seiner Architektur verstand, und natürlich auch seine Bauten – Einfamilienhäuser genauso wie öffentliche Gebäude, z.B. das Kimbell Art Museum in Fort Worth, Texas, oder das Indian Institute of Manangement im indischen Ahmedabad. Zur Ausstellung gibt es Film-Interviews mit den Kollegen Frank Gehry, Renzo Piano, Peter Zumthor und Sou Fujimoto zu sehen, die sich mit der Bedeutung von Louis Kahn auseinandersetzen.…
Bereits mit 21 Jahren stellte Maximilian Maria Ernst seine ersten Bilder 1912 in der Galerie Feldmann in Köln aus. Die „große Schweinerei dieses blödsinnigen Krieges“ brachte Ernst 1919 dazu, die „Dada-Gruppe Köln“ zusammen mit Hans Arp zu gründen. 1922 zog er nach Paris, schlug sich mit Gelegenheitsarbeiten durch, wohnte bei dem Poeten Paul Eluard und seiner Frau Gala, der späteren Ehefrau Dalis, mit der Ernst zeitweise ein Verhältnis hatte. Ab 1924 rechnet man den Maler zu den Surrealisten. In dieser Zeit entwickelte er neue Maltechniken, wie die Frottage und die Grattage und freundete sich mit Alberto Giacometti an. In Deutschland galt der Künstler ab 1933 als entartet, in Frankreich wurde er zweimal interniert. 1941 flüchtete Ernst zusammen mit der Galeristin Peggy Guggenheim, seiner späteren, dritten Ehefrau, nach New York. 1953 kehrte er mit seiner vierten Frau nach Frankreich zurück.
Max Ernsts bewegtes Leben spiegelt sich in seinem Werk wider, was in der großen Retrospektive in der Albertina gut zu verfolgen ist.…
Seine Frau Annette, aber auch Jean Paul Sartre und Simone de Beauvoir, Henri Matisse und Pablo Picasso, Igor Strawinsky und Jean Genet haben Alberto Giacometti Modell gestanden. Das Kunstforum hat jetzt 44 Plastiken, 10 Gemälde und 65 Zeichnungen aus Paris und Washington, aus Solothurn, München und Stuttgart zusammen getragen und dokumentiert damit eine wenig bekannte Seite Giacomettis: seine Porträtkunst. Bucerius Kunstforum, täglich, 10 bis 19 Uhr, donnerstags bis 21 Uhr, Eintritt 8 Euro. www.buceriuskunstforum.de/ Foto: Alberto Giacometti, L’homme qui marche 1960, Bronze, 188x26x112 cm, Privatsammlung © Succession Alberto Giacometti 2012…
Station Angewandte Kunst
In einer ehemaligen Raketenlagerhalle, die vom italienischen Stararchitekten Claudio Silvestrin in eine schlichte, zurückhaltende Veranstaltungshalle umgebaut wurde, findet jetzt erstmalig eine Verkaufsausstellung von Design- und Kunstobjekten statt. Angeboten werden strenge Holzmöbel, filigrane Textil-Objekte, zarte Glasgefäße, Metall-Schmuck-Unikate und (Achitektur)-Fotografien von Galerien aus ganz Deutschland und unterschiedlichsten Künstlern. Veranstaltet wird die Schau, die jedes Jahr stattfinden soll, von zwei Kunsthändlern, der Japanerin Hisako Nishikawa und dem deutschen Martin Bohn.
Station Angewandte Kunst, 11-18 Uhr , Eintritt 5 Euro . Foto: NFA, Raketenstation…
Vor der Existenz von Photoshop war alles die reine Wahrheit, was es auf Fotos zu sehen gab? Mitnichten! Schon Kamerakünstler wie Edward Steichen und John Baldessari haben ihre Bilder verändert und damit oft verstörende Kunst geschaffen. So haben Fotografen Kürbisse zu Häusergröße aufgeblasen, Menschen in den Mond versetzt, ein Luftschiff am Empire State Building andocken lassen oder einen Mann in eine Flasche gesperrt. Das Metropolitan Museum in New York hat jetzt überraschende Aufnahmen von bekannten und unbekannten Fotografen zusammengetragen. Höchst vergnüglich und extrem irritierend. Metropolitan Museum, Di bis Do + So 9 Uhr 30 – 17 Uhr 30, Fr + Sa 9 Uhr 30 – 21 Uhr, Eintritt 25 Dollar . Foto: Grete Stern, Dream Nr.1 „Electrical Appliances fort he Home“ ca. 1950, Gelatin Silver Print, Twentieth-Century Photography Fund, 2012, Courtesy of Galeria Jorge Mara – La Ruche, Buenos Aires…
Vor gut sechzig Jahren wurde der ganz normale Alltag Gegenstand der Kunst. Die Pop Art entstand in England und den USA. Die Welt des Konsums, der Massenmedien und der Werbung wurde Objekt der Künstler, die sich überdimensional und fotorealistisch damit beschäftigten. So kam es auch zu fließenden Übergängen zwischen Design und Kunst. Das Vitra Design Museum stellt jetzt Werke von Künstlern wie Andy Warhol, Claes Oldenburg und Roy Lichtenstein Designobjekte von Charles Eames, George Nelson und Ettore Sottsass und anderen gegenüber. Dazu gibt es Plattencover, Magazine, Filme und Fotos zu sehen. Die Ausstellung entstand in Kooperation mit dem Museum Louisiana in Kopenhagen und dem Moderna Museet in Stockholm, beide Museen werden die Ausstellung anschließend übernehmen. Vitra Design Museum, täglich 10-18 Uhr, Eintritt 8 Euro . Foto: George Nelson; Marshmallow, Sofa, 1956, Collection Vitra Design Museum © Vitra Design Museum…
Die riesigen Gummistiefel weisen den Weg, hier geht’s um Garten, Natur, Pflanzen und wie grün man es anderswo mag. Seit 1960 gibt es alle zehn Jahre eine internationale Gartenschau in den Niederlanden. Diesmal wurde der 66 Hektar große Floriade-Park in der Nähe von Venlo angelegt. Und so spaziert man von der Villa Flora mit großer Blumenshow zum Easy Prairie Garden, in dem die Bepflanzung an die Prärien Nordamerikas erinnert, vom israelischen Hidden Garden mit den wichtigsten sieben Früchten des Landes zu den Tropical Treasures, einem 1700 qm großen Gewächshaus mit tropischen Pflanzen und Tieren
Ganz besonders ideenreich präsentiert sich Spanien, das seine Früchte in Einmachgläsern von der Decke hängen lässt und die Besucher dazu animiert, Orangen zu waschen.
Eintritt 25 Euro, Kombiticket mit Bahn 30 Euro, Kinder die Hälfte. Fotos: MSM…
Vor hundert Jahren veranstaltete der „Sonderbund“, ein Zusammenschluss von Malern, Sammlern und Museumsleuten, in Düsseldorf eine große Schau unter dem Titel „Mission Moderne“. Damit wollte man auf die Gegenwartskunst aufmerksam machen und ein Zeichen gegen den grassierenden Biedersinn im Kaiserreich setzen. Ausgestellt wurden über 600 Meisterwerke u. a. von Cézanne, Gauguin, Giacometti und van Gogh. Dem Wallraf-Richartz-Museum ist es nun gelungen, wenigstens hundert der damals gezeigten Werke aus Museen in u.a. London, Paris, Washington und New York zusammen zu holen. Wallraf-Richartz-Museum, Di bis So, 10 – 18 Uhr, Do 10 – 21 Uhr, ersten Do im Monat 10 – 22 Uhr. Bild: Vincent van Gogh, Allee bei Arles, 1888, Öl auf Leinwand, Pommersches Landesmuseum, Greifswald…